Langsam aber sicher schwappt die Welle der in den USA sehr populären „Short Course-Klasse“ auch zu uns über und findet seinen Platz auf immer mehr Offroad-Rennstrecken in „Good old Europe“. Nach Traxxas hat nun auch Team Associated mit dem SC10 ein Chassis für diese neue Fahrzeugklasse ins Rennen geschickt.
Der Baukasten des SC10 präsentiert sich, wie seit jeher bei Associated üblich, mit vielen Infos und Fotos über das enthaltene Fahrzeug. Auch der obligatorische Hinweis auf die mittlerweile 23 errungenen IFMAR WM-Titel von Team Associated darf auf dem Karton natürlich auf keinen Fall fehlen.
Nach dem Öffnen des Kartons erblickt man unter der Karosse alle Bauteile in Plastikbeutelchen verpackt, die nach einzelnen Bauabschnitten geordnet sind.
Das heißt, in Tütchen „A“ befinden sich alle Teile des ersten Bauabschnitts, in Tütchen „B“ alle des zweiten Abschnitts und so weiter. So muss jeweils nur das Beutelchen geöffnet werden, welches für den Bauabschnitt nötig ist. Das hält das Chaos auf dem Basteltisch in Grenzen und man kommt nicht so schnell durcheinander. Dieses Prinzip sollte sich so manch anderer Hersteller (hallo Tamiya!) auch mal zum Vorbild nehmen.
Hier sieht man alle Teile des Baukastens auf einen Blick: Links die noch unlackierte Lexan-Karosserie, rechts daneben liegen alle Aufhängungs-, Chassis- sowie Getriebeteile und die Reifen mit den Silber lackierten Felgen.
Neben den Bauteilen befinden sich noch vier Kunststoffschlüssel, vier Inbusschlüssel, eine Sturzlehre, ein Dämpfer-Werkzeug, Fett in Form einer Tube „Black Grease“ und ein kleines Fläschchen mit Silikon-Dämpferöl in 30WT mit im Lieferumfang. Zum Zusammenbau des Fahrzeug ist zusätzlich ein Seitenschneider, ein Bastelmesser, eine Spitzzange, ein Karosseriebohrer, Lexanfarbe und eine Schere zum ausschneiden der Karosserie nötig. Empfehlenswert ist dann noch ein zöllischer Inbusschlüsselsatz mit Handgriff, denn mit dem beigelegten Werkzeug arbeitet es sich etwas umständlich. Überraschenderweise kommen im SC10 im Gegensatz zu anderen neuen Asso-Cars keine metrischen, sondern größtenteils wieder zöllische Schrauben zum Einsatz.
Let’s get ready to rumble!
Hat man sich mit dem passenden Werkzeug bewaffnet und die Bauanleitung aufgeschlagen, kann der Bau auch schon losgehen. Der erste Abschnitt widmet sich, wie auch beim Asso RC10T4, der Montage der Lenkung.
Die Lenkungseinheit lässt sich mit dem mitgelieferten Werkzeug problemlos fertigstellen. Ein wenig Obacht ist nur bei dem Einschrauben der Servosaver-Schraube aus Alu (#9610) geboten. Diese vorsichtig und absolut gerade einschrauben! Ich habe nämlich nicht darauf geachtet und mich im nächsten Bauabschnitt gewundert, warum die Lenkung so schwergängig ist…
Vorbildlich: Alle Kugelköpfe werden mit kleinen Schaumgummi-Pads vor Staub und Dreck geschützt. So sollte die Lenkung und die Aufhängung auch ohne Wartung über lange Zeit leichtgängig arbeiten.
Nach Fertigstellung der Lenkungseinheit wird diese zusammen mit dem vorderen Topdeck auf dem Chassis montiert. Beim Einschrauben der langen Schraubzapfen sollte man nicht zu viel Kraft anwenden, damit die kleinen Gleitlager nicht klemmen und die Lenkung noch leichtgängig funktionieren kann. Ist alles montiert, erhält man eine sehr leichtgängige und praktisch spielfreie Lenkung.
Ist die Lenkung fertig montiert, sind die vorderen C-Hubs, die Lenkhebel und die Schwingen dran. Die Stifte in den Querlenkern und im Lenkhebel werden nicht mehr — wie noch bei früheren Asso-Modellen üblich mit E-Clips — sondern mit kleinen Linsenkopf-Schräubchen an den Schwingen gesichert.
Der größte Teil der Aufhängungs-Teile bestehen aus faserverstärktem Kunststoff, welches man beim entgraten der Teile mit dem Cutter-Messer besonders gut spüren kann. Übrigens: Die hier verwendeten Titan-Spurstangen sind nicht im Baukasten enthalten, sondern ein Tuningteil. Gegen die Original-Spurstangen aus Stahl ist nichts einzuwenden, aber die Titan-Teile sehen einfach besser aus.
Die Karosseriehalterung und der große Frontbumper sind aus einem flexiblen Kunststoff gefertigt. Zwar nicht ganz so flexibel, wie der z.B. beim Traxxas Slash eingesetzte, aber wohl noch flexibel genug, um auch eine härtere Gangart unbeschadet zu überstehen. Die Vorderachse ist damit, bis auf die Dämpfer, soweit fertiggestellt. Im folgenden Abschnitt geht es mit dem Getriebe weiter.
Kein Kugeldiff, sondern ein stabiles Kegelrad-Diff kommt im SC10 zum Einsatz. Dank O-Ring-Abdichtungen an den Outdrives und einer Dichtung am Verschluss kann anstelle des mitgelieferten Black Grease auch zähes Difföl mit verschiedenen Viskositäten aus dem Verbrenner-Bereich eingesetzt werden. Das Stealth-Kugeldiff mit 52 Zähnen ist als Tuning-Option ebenfalls passend. Je nach Einsatzzweck kann also jeder im SC10 sein favorisiertes Diff-Setup wählen. Ich habe mich für das beiliegende Black Grease entschieden, da dies am besten funktionieren soll.
Das Kegelrad-Diff macht einen haltbaren Eindruck und sollte bei normalem Einsatz eine lange Zeit ohne Wartung durchhalten.
An die Getriebebox ist eine fette Motor-Befestigungsplatte aus schwarz eloxiertem Alu geschraubt. Da flext nichts! Der Motor ist hinten von einem umlaufenden Rammer gut gegen Steinschlag geschützt.
Bereits vom B4 und T4 bekannt ist die bewährte Zwei-Scheiben-Rutschkupplung. Dem Baukasten liegen zwei 48dp-Hauptzahnräder mit 75 und 87 Zähnen bei. Je nach verwendeter Motorisierung und Einsatzgebiet ist so immer ein passendes Hauptzahnrad vorhanden. Schade nur, dass kein Motorritzel mitgeliefert wird.
Nachdem das Getriebe mit dem Slipper fertig montiert ist, wird dieses mitsamt der Heckrammer-Halterung und der Dämpferbrücke am Chassis befestigt. Wie schon an der Vorderachse kommt auch beim Heckrammer und der hinteren Karosseriehalterung ein recht zäher und flexibler Kunststoff ohne Faseranteil zum Einsatz.
Foto unten: An den Befestigungsschrauben der Spritzschutzlappen habe ich noch kleine Unterlegscheiben mit eingebaut. Das Gummi kann damit nicht so schnell ausreißen, da der Druck auf eine größere Fläche verteilt wird.
Die Hinterachse ist aus Kostengründen nicht mit MIP-Kardangelenken, sondern mit einfachen Knochen ausgestattet. Von meinen früheren Offroad-Buggys bin ich gewohnt, dass diese in extremem Fahrsituationen gerne mal aus den Mitnehmern rutschen und verloren gehen oder sich verkanten. Ob dies beim SC10 auch vorkommt, wird erst der anschließende Fahrtest klären können.
Shocking blue?
An der Aufhängung kommen die seit vielen Jahren bekannten und berüchtigten „Asso-Dämpfer“ mit einer blauen Eloxalbeschichtung zum Einsatz. Die erste Version dieser Dämpfer hatten ihren ersten Einsatz schon im legendären Ur-RC10 von 1984. 25 Jahre später hat sich bis auf kleinere Modifikationen an der Konstruktion kaum etwas geändert, aber warum auch? Denn auch ein viertel Jahrhundert später gehören die Asso-Dämpfer immer noch zu den besten, da feinfühligsten Dämpfern auf dem RC Car-Markt. Durch den fehlenden Volumenausgleich ist lediglich etwas mehr Fingerspitzengefühl beim Befüllen der Dämpfer nötig.
Um die Dämpfer richtig zu bauen, sollte man folgendermaßen vorgehen:
- Alle Kunststoffteile, die in den Dämpfer mit den O-Ringen gesteckt werden, müssen vor dem Einbau peinlich genau entgratet werden
- Die O-Ringe vor dem Einbau in den Dämpfer mit „Green Slime“ oder Vaseline einschmieren, welches ein aufblähen der Silikondichtungen durch das Silikonöl verhindern soll
- Man muss die Dichtungsklammer bei der Montage in den Dämpfer mit dem schwarzen Asso-Werkzeug deutlich einrasten hören
- Die Kolbenplatte vor dem Einbau ebenfalls sauber entgrateten
- Vor dem (vorsichtigen) Einführen das Gewinde des Dämpferschafts einölen oder einfetten
- Dämpfer bis kurz unter der Oberkante des Gehäuses mit Dämpferöl füllen
- Kolbenschaft vorsichtig und langsam auf- und abbewegen, bis die Luftbläschen aus dem Öl entwichen sind
- Öl nachfüllen, bis es leicht über den Rand steht und einen kleinen „Hügel“ bildet
- Dämpferkappe aufschrauben
- Testen, ob sich der Dämpferschaft komplett einschieben lässt. Falls ja, ist der Dämpfer bereits fertig
- Falls sich der Schaft nicht komplett in das Gehäuse einschieben lässt, Schaft wieder nach unten ziehen und die Dämpferkappe etwa 3/4 Umdrehungen öffnen
- Den Schaft mit dem halb geöffneten Deckel vorsichtig ein Stück einschieben, bis ein wenig Öl austritt
- In diesem Zustand die Dämpferkappe wieder festschrauben
- Sollte sich der Dämpfer immer noch nicht komplett einschieben lassen, die Schritte 11 – 13 erneut wiederholen
- Voilà, der Dämpfer ist fertig!
Weitere gute Tipps und Tricks zum Bau von Asso-Dämpfern gibt es auf Hobbytalk.com oder der R/C Car Handling-Website.
Im nächsten Schritt geht es über zum Einbau der RC-Anlage und des Motors. Im Chassis ist reichlich Platz vorhanden. Selbst ein größerer Empfänger und Regler kann je nach Belieben im Chassis platziert werden. Da die einzelnen Komponenten wie Servo, Regler, Empfänger und der Motor durch das lange Chassis weit auseinander liegen, sollte man vorher besser alles testweise einbauen und dann erst mit dem beiliegenden Doppelklebeband befestigen. Ansonsten kann es schnell mal vorkommen, dass ein Kabel zu kurz ist und alles erneut eingebaut werden muss.
Als Chassis kommt beim SC10 die vom B4 und T4 bekannte Chassiswanne aus Kunststoff zum Einsatz. Sofort fällt auf, dass diese ca. vier Zentimeter länger als die des T4 ist und zusätzlich mit „Nerf-Bars“ an den Seiten versehen ist. Davon abgesehen, ist die Wanne sehr ähnlich aufgebaut. Genug Platz für den Elektronik-Einbau ist in jedem Fall an den Chassisseiten mehr als ausreichend vorhanden, dennoch wirkt es durch die sehr langgestreckte Form recht schlank.
Mit einem großen Schaumgummiblock wird der große Zwischenraum hinter dem Akku aufgefüllt. Je nach verwendetem Akku muss dieser eventuell noch ein wenig angepasst werden. Die Akkuhalterung ist im Gegensatz zum B4/T4 als klappbare Schnellwechsel-Halterung ausgelegt. Das bedeutet, man braucht beim Akkuwechsel keine Klammern oder Rändelschrauben mehr heraus zu fummeln. Tolle Sache!
Die Reifen und Felgen sind asymmetrisch aufgebaut. Außen haben die Reifen eine höhere Seitenwand als auf der Innenseite und erinnern optisch ein wenig an die alten Sand Blaster 915-Reifen des Tamiya Rough Rider oder Subaru Brat. Die hohe Seitenwand der Asso-Reifen ist allerdings im Gegensatz zu den alten Tamiya-Reifen nur Show, denn tatsächlich handelt es sich um Niederquerschnittsreifen mit einer weiter herunter gezogenen Außenwand. Als Reifeneinlagen können übrigens auch 1:8-Buggyeinlagen verwendet werden, da die Abmessungen der Reifen ähnlich sind. Befestigt werden die Reifen wie gewohnt mit Sekundenkleber auf den Kunststofffelgen. Wenig aufregendes also an dieser Stelle.
An der Vorderachse werden die Kugellager direkt in die Felge gesteckt. Schade, dass man bei Associated nicht langsam einmal umdenkt und die Kugellager wie bei den Team Losi 2WD-Buggys in die Lenkhebel verbannt. Das würde beim Reifenwechsel an der Rennstrecke weniger Streß bedeuten, da man nicht für jedes Frontfelgenpaar eigene Kugellager braucht bzw. diese nicht ständig von einer zur anderen Felge wechseln muss.
In dieser Ansicht sieht man gut, dass die Felgen und Reifen auf der Innenseite einen größeren Durchmesser besitzen als auf der Außenseite.
An der Hinterachse fungiert ein Spannstift als Mitnehmer, den man mit einer Zange in die Achse einschieben muss. Hinter dem Mitnehmerpin steckt eine blaues Aluplättchen auf der Achse, welches der Felge einen taumelfreien Sitz ermöglicht.
Born to roll
Nach der Radmontage ist der Aufbau soweit beendet und man hat das „Rolling Chassis“ vor sich stehen. Was gleich auffällt ist, wie leicht der SC10 trotz seiner Größe ist. Gerade einmal 1800 Gramm bringt das fahrfertige Chassis mit montierter Elektronik und lackierter Karosse auf die Waage. Zum Abschluß muss noch die Karosserie ausgeschnitten, lackiert und mit den beiliegenden Stickern verschönert werden. Dieser Bauabschnitt ist sicher der aufwändigste und zeitintensivste von allen.
Mit den vorgestanzten Abklebemasken für die Fenster und einer ruhigen Hand ist aber auch das in ein paar Stunden zu schaffen. Nach etwa einer Nacht Trockungszeit kann man die Karosserie dann endlich auf dem Chassis montieren und seinen fertigen Short Course-Truck bewundern.
Praxistest
Beim ersten Zug am Gashebel merkt man dem SC10 gleich seine Racing-Gene an, die er vom T4 und B4 vererbt bekommen hat. Die Beschleunigung geht trotz einer eher moderaten Motorisierung (13,5 Turns-Brushless an 7,4 Volt) auf Asphalt vehement vonstatten. In schnell gefahrenen Kurven bieten die Reifen ausreichend Grip, die übrigens wie bei einem 1:1-Auto quietschen. Hier kommt dem SC10 auch der niedrige Schwerpunkt zu gute, der besonders bei Lastwechseln viele Vorteile bringt.
Weiter geht’s im Gelände! Mit einem etwas weiter geöffneten Slipper ist die Beschleunigung auch im Gelände super. Leider können die Reifen in Kurven auf rutschigen und trockenen Böden kaum Griff aufbauen. Hier merkt man, dass der SC10 vor allem für präparierte Ami-Strecken mit extremen Griffverhältnissen gebaut ist. Ein weiteren Reifensatz für rutschige Böden sollte man sich also besser gleich beim Kauf mit besorgen. Auch Hinterachs-Radträger mit mehr Vorspur sollen mehr Ruhe in das nervöse Heck bringen.
Größere Defekte sind keine aufgetreten, nur einige Steinchen hatten sich ab und zu mal unter die Zahnrad-Abdeckung gemogelt. Mit einem kleinen Schlitz-Schraubendreher war dieses Problem aber schnell beseitigt und die Steinchen wieder aus dem Ritzel bzw. Hauptzahnrad entfernt. Was nach dem abschließenden Zerlegen des Autos außerdem aufgefallen ist, war eine durchgescheuerte Beilagscheibe im Diff, die ausgetauscht werden musste. Associated soll an dieser Stelle allerdings schon nachgebessert haben und das Diff bzw. Shims verbessert haben.
Vorsicht: ist die Hinterachse voll ausgefedert oder erhöht man hinten die Bodenfreiheit, schleift das Ende der Radachse an der Querstrebe der Schwinge. Hier muss man mit einem Dremel oder einer Feile vorsichtig ein wenig Material an der Schwinge abnehmen oder den Ausfederweg begrenzen.
Fazit
Obwohl Associated den Slash von Traxxas als Vorbild für den SC10 genommen hat, wird schnell klar, dass Asso mit seinem Truck qualitativ in einer ganz anderen Liga spielt. Alle Bauteile sind sehr präzise gefertigt und die Passgenauigkeit war über sämtliche Bauabschnitte hinweg nahezu perfekt. Zudem werden überall hochwertige Materialien wie z.B. faserverstärkter Kunststoff, Alu und rostfreier Stahl eingesetzt. Das alles macht den SC10 zu einem heißen Anwärter für die neue Short Course-Rennklasse.
Natürlich gibt es auch beim SC10 einige negative Punkte, die nicht unerwähnt bleiben sollen: Nervig empfand ich beim Zusammenbau die extrem vielen unterschiedlichen Schraubentypen (22 verschiedene) und Unterlegscheiben (9 verschiedene). Da muss man oft ganz genau hinschauen, ob man nun die richtige Schraubenlänge erwischt hat. Die zöllischen Angaben in der Bauanleitung helfen einem da nur bedingt weiter. Auch ein paar Ersatzschrauben und ein Motorritzel beizulegen, wäre für Associated sicher kein großer Aufwand gewesen.
Insgesamt würde ich den SC10-Baukasten vor allem erfahrenen Modellbauern empfehlen, die sich gerne tiefer mit dem Fahrwerks-Setup und der Reifenwahl auseinandersetzen möchten. Einmal richtig abgestimmt, bekommt man dann mit dem SC10 ein sehr schnell und präzise zu bewegendes RC-Car.