Testbericht AMEWI AM8E 1:8 Brushless-Buggy


Nach den Neuvorstellungen auf der letzten Spielwarenmesse und dem Start des Brushless Buggy Cup 1:8 im Jahr 2011 sollte wohl auch dem Letzten klar sein, dass Elektrobuggies im Maßstab 1:8 nun endgültig auf dem Markt angekommen sind und sich hier ein ganz großer Trend für die kommenden Jahre abzeichnet.

Neben den Platzhirschen LRP, Kyosho, Asso und XRAY hat seit einiger Zeit auch AMEWI einen eigenen Buggy mit Brushless-Antrieb im Programm, der mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 329 Euro am unteren Ende der Preisskala für einen fahrfertig aufgebauten Elo-Buggy im Maßstab eins zu acht liegt. Die Ausstattung des AMEWI AM8E kann sich dennoch sehen lassen: Der RTR-Buggy kommt serienmäßig mit einem 2150 KV-Motor, einem programmierbaren 80A-Fahrtenregler mit integriertem Lüfter, einem Lenkservo mit Metallgetriebe (10Kg Stellkraft), gummigedichteten Kugellagern an allen angetriebenen Achsen, drei ölgefüllten Differentialen, CVD-Antriebswellen an der Vorderachse, Stabilisatoren vorne und hinten sowie einer RC-Anlage mit 2,4GHz-Übertragungstechnologie.

Die Technik

Gleich nach dem Auspacken wird klar, dass man bei der Chassis-Konstruktion des AM8E einen anderen Weg eingeschlagen hat als die Konkurrenz. Die Karosserie ist im Vergleich zu anderen Brushless-Buggies extrem schmal geschnitten und an den Seitenwänden verhältnismäßig hoch, um genug Platz für die beiden Akkupacks zu schaffen, die als Saddlepacks an den Chassisseiten liegen. Die Lexan-Karosserie ist nett im Airbrush-Design gestaltet, aber leider an den Fenstern überlackiert. Schön ist das nicht anzusehen, aber mit Paint-Killer und etwas Geduld kann man die Fenster wieder klar bekommen.

Die Karosse wird zusätzlich mit Klettband-Streifen am Chassis fixiert. Durch diesen Trick hält die eng anliegende Karosserie das Innere beinahe so sauber, wie mit einer Bodenwanne. Nach dem Abnehmen der Karo wird der Blick auf das Chassis frei. Die Akkupacks liegen seitlich in Fahrtrichtung im Chassis, was im Gegensatz zu stehend montierten Akkus für einen tieferen Schwerpunkt sorgt. Der Brushless-Motor ist nah an der Mittelwelle vorne links montiert, die Empfängerbox mit dem Lenkservo auf der gegenüberliegenden Seite.

Damit wäre das schmale Chassis eigentlich schon vollgepackt. Aber halt, da fehlt doch noch etwas! Genau, der Fahrtenregler muss auch noch unter die Haube. Mangels Platz auf der Chassisplatte thront dieser in der Mitte auf einer Extra-Platte aus Kunststoff über der hinteren Mittelwelle. Vorteil ist die gute Erreichbarkeit des Reglers und die Möglichkeit, bei hohen Außentemperaturen über Kühlöffnungen in der Karosse dem Regler etwas kühle Luft zuzuführen. Der Fahrtenregler ist akkuseitig mit Deans-Steckern (auch als „T-Stecker“ bekannt) versehen, die von immer mehr Herstellern verwendet werden und sich langsam als Quasi-Standard durchsetzen. Zum Motor hin gibt es 4mm-Goldstecker.

Technische Daten

  • Maßstab: 1:8
  • Radstand : ca.330mm
  • Abmessung (L x B x H): 500mm x 300mm x 230mm
  • Übersetzungsverhältnis: 12,68 : 1
  • Raddurchmesser:11cm
  • Gewicht:ca.3600g (komplett fahrfertig)
  • Motorart: 540L 2150 KV Brushless-Elektromotor
  • Regler: Brushless 80A mit Lüfter, in 8 Stufen programmierbar
  • Lenkservo mit Metallgetriebe (Stellkraft: 10Kg)
  • Stromversorgung: 2x LiPo-Akku 7,4V

Der AM8E basiert teilweise auf dem Nanda BD8 Verbrenner-Buggy, dessen Achsen auch in der Elektro-Version zum Einsatz kommen. Das gesamte Chassis dagegen wurde komplett neu konstruiert und auf die Verwendung von einem bürstenlosen Elektro-Motor und zwei LiPo-Akkupacks angepasst. Im gesamten Chassis geht es sehr eng zu, zwischen Motor und der Akkuhalterung sind nur wenige Millimeter Platz. Für weniger geschickte Schrauber (wie mich…) kann da ein Motorwechsel schon mal zur Gedultsprobe werden. Die 3mm starke, beschichtete Chassisplatte besteht aus 6061er-Alu und ist dank vieler Ausfräsungen federleicht. Ein Tuningchassis aus härterem 7075er-Alu ist optional zu haben.

Der Lieferumfang umfasst neben dem AM8E eine 2,4GHz-RC Anlage, die übrigens baugleich mit der A2-STX Pro von LRP ist. Mit einer FailSafe-Funktion, Endpunktjustierung, einer Ladebuchse und einem Moosgummi-Lenkrad im Alufelgen-Stil ist sie im Vergleich zu anderen RTR-Funken sehr gut ausgestattet. Betrieben wird die Funke mit insgesamt acht Mignon/AA-Akkus, die sich unten im Senderfuß befinden. Als kleines optisches Schmankerl gibt es in dem Speichen-Lenkrad eine Scheibenbremsen-Attrappe. Nicht, dass man so etwas brauchen würde, aber ein wenig „Bling-Bling“ kann doch nie schaden!?

Der Motor wird nicht wie gewohnt an der Stirnseite montiert, sondern mit vier Inbus-Schrauben in einer speziellen Klemm-Halterung fixiert. Auf der Chassis-Platte wird die Halterung wie ein Nitro-Motor montiert, auch das Ritzelspiel wird wie bei einem Verbrenner eingestellt. Die Motorwärme kann dank der großen Auflagefläche optimal über die großen Kühlrippen nach oben und über das Alu-Chassis nach unten abgeführt werden. Mit ein wenig CPU-Wärmeleitpaste könnte man die Wärme-Ableitung hier sicher zusätzlich verbessern. Angesichts der voraussichtlich entstehenden Sauerei beim Motorwechsel sollte man diesen Tipp allerdings mit Vorsicht genießen!

Die drei Kegelrad-Differentiale sind mit Silikonöl gefüllt und selbstredend gedichtet. In allen Differentialen kommen nur zwei und keine vier Kegel zum Einsatz, obwohl die Gehäuse dazu geeignet wären und die Kreuzwellen genutet sind. Das Hauptzahnrad (46 Zähne) besteht wie das Motorritzel (12 Zähne) aus Stahl und läuft trotz der Stahl/Stahl-Kombi verhältnismäßig leise, was auf eine präzise Fertigung schließen lässt.

Die Aufhängung teilt sich der AM8E, wie eingangs schon erwähnt, mit dem Nanda BD8. Vorne wie hinten sind die Räder an es doppelten Querlenkern aufgehängt, die ausreichend dimensioniert sind und aus einem sehr zähen und schlagfesten Kunststoff gefertigt sind. An beiden Achsen finden sich serienmäßig Stabilisatoren und dank R/L-Spur- und Sturzstangen ist das Einstellen des Fahrwerks sehr einfach möglich. Vorne gibt es Kardan-Wellen, die Hinterachse muss dagegen mit einfachen Antriebsknochen auskommen.

Der Radstand ist an der Hinterachse über eine Kunststoff-Hülse einstellbar, die man vor oder hinter dem Radträger montieren kann. Die Hülse wird im Foto vom Radmitnehmer verdeckt, aber ihr könnt mir glauben: Es gibt sie!

Die Dämpferkartuschen bestehen aus Composite-Kunststoff, die Kappen dagegen aus Alu. Man stellt die Federvorspannung mit Clipsen in verschiedenen Höhen ein, die in unterschiedlichen Höhen dem Auto beiliegen. Big Bore-Dämpfer aus Aluminium sind optional erhältlich.

Vor dem Start

Für den Test wurde der Buggy mit 2S 4000mAh-LiPos ausgestattet. Mit einer Größe von 135mm x 45mm x 22mm liegen die Akkupacks ziemlich locker in den Akkuhalterungen, sodass man diese noch mit selbstklebendem Schaumgummi auspolstern muss. Die Akkuhalterungen nehmen Akkus bis ca. 140mm x 48mm x 25mm problemlos auf. Bei der Wahl der Akkupacks für den AM8E sollte man darauf achten, dass die Kabel oben und nicht an der Stirnseite herausgeführt werden. Ansonsten könnte es eng mit den Kabeln und ein Dremel-Einsatz notwendig werden.

Bevor es dann endgültig losgehen kann, muss der Fahrtenregler noch auf den Sender abgestimmt werden. Die genaue Prozedur sieht folgendermaßen aus:

  1. Sender einschalten und den Gas-Kanal auf „REV“ stellen; EPA/ATV des Gas-Kanals auf 100% justieren
  2. Den kleinen Set-Button am Regler drücken und gleichzeitig den Regler einschalten
  3. Für vier Sekunden warten, bis die orangefarbene LED dauerhaft leuchtet
  4. Den Set-Button loslassen und am Sender Gas geben bis die LED am Regler dauerhaft rot leuchtet
  5. Den Gashebel am Sender nach vorne drücken (bremsen), bis die orangefarbene LED am Regler dauerhaft leuchtet
  6. Den Gashebel am Sender loslassen, bis die orangefarbene und die rote LED am Regler dauerhaft leuchtet
  7. Den Regler ausschalten
  8. Nun ist der Regler kalibriert und es kann losgehen

Nicht vergessen: Zur Sicherheit bei allen Einstellarbeiten am Regler vorher das Motorritzel entfernen!

Ready To Roll: Der AM8E in der Praxis

Mit dem AMEWI-Buggy und vier geladenen 7,4 Volt-Akkupacks im Gepäck ging es ab zum ersten Fahrtest auf einem ausladenden Parkplatz. Gleich nach dem ersten Zug am Gashebel war klar, dass man den Warnhinweis in der Bedienungsanleitung („Kein Spielzeug“) ernst nehmen und sich vorsichtig an die Leistungsgrenze herantasten sollte. Hat man aber erst einmal die brachiale Leistung des 2150 KV-Triebwerks durch einen bedachteren Umgang mit dem Gashebel unter Kontrolle gebracht, überzeugt der AM8E mit einer wahnsinnigen Beschleunigung und einer atemberaubenden Höchstgeschwindigkeit. Der Hersteller wirbt mit einer maximal erreichbaren Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h. Ob das Tempo wirklich erreicht wird, habe ich nicht nachgeprüft, aber es kann einem eigentlich auch egal sein. Außer natürlich, man fährt ausschließlich Parkplätze auf und ab. Aber dazu ist der AM8E als reinrassiger Offroad-Buggy nun wirklich viel zu schade. Also ab in’s Gelände!

Die nächsten Kilometer spulte der AMEWI-Buggy im gemischten Gelände (Schotter, Gras & Steinboden) ab. Hier machte sich die ausgeglichene Gewichtsverteilung besonders positiv beim Beschleunigen und bei Sprüngen bemerkbar. Der Offroader fährt sich beinahe so leichtfüßig wie ein 1:10er, was dem recht geringen Gesamtgewicht von nur etwa 3600 Gramm (je nach Akkus unterschiedlich) und dem leichtgängigen Antriebsstrang geschuldet ist. Überzeugen konnte auch das weich abgestimmte Fahrwerk in schnell gefahrenen Offroad-Passagen mit vielen kleinen Unebenheiten. Jederzeit konnte man das Auto gut abfangen, hier machen sich die serienmäßigen Stabilisatoren bemerkbar, die ein Aufschaukeln in Kurven wirkungsvoll verhindern.

Mit dem sensorlosen Fahrtenregler lässt sich der Buggy sehr weich und kontrolliert anfahren, Cogging-Probleme beim Anfahren gibt es keine. Die Motorbremse greift ordentlich, was ebenfalls keine Selbstverständlichkeit ist. Die Fahrzeiten pendeln sich mit 4000mAh-Akkupacks bei etwa 15 Minuten ein, bevor die LiPo-Abschaltung des Reglers greift. Je nach Außentemperatur, Streckenbedingungen, verwendeter Übersetzung und natürlich dem Fahrstil kann die Fahrzeit auch einige Minuten kürzer oder länger ausfallen.

Fazit

Mit dem AM8E hat AMEWI einen ordentlichen Buggy für die neue 1:8-Elektroklasse auf die Beine gestellt, der vor allem mit einer durchdachten Gewichtsverteilung, einer hochwertigen RC-Anlage und einem leistungsstarken Antriebssystem punkten kann. Mit etwas Übung am Sender lässt sich Buggy auf den verschiedensten Untergründen präzise und schnell durchs Gelände scheuchen. Ebenfalls positiv: Verschleiß ist an den Antriebs-Komponenten keiner festzustellen, alles läuft auch nach intensivem Einsatz noch wie am ersten Tag. Das selbe gilt für die Aufhängung, die sich auch von Abflügen unbeeindruckt zeigte. Einen Wermutstropfen stellt allerdings die Karosserie dar, die nicht so ganz „bashtauglich“ ist und nach einigen Landungen auf dem Dach an mehreren Stellen einriss.

Empfehlen kann ich den AM8E allen, die neu in die 1:8 Elektro-Klasse einsteigen möchten und zumindest schon mal eine Fernsteuerung in der Hand hatten. Ein ähnlich günstiges Komplettset mit einer vergleichbaren Ausstattung wird man derzeit kaum auf dem Markt finden können. Von daher gibt es von mir ein ganz klares „Daumen hoch“ zum AM8E.

Vielen Dank geht an dieser Stelle an Frau Froese-Hein von der Firma AMEWI für die nette Unterstützung!

Tipps & Tricks zum AM8E

  • Die Karosserie hält länger, wenn der untere Rand von innen mit Glasfaser-Tape verstärkt wird
  • Schutzschilde („Mud Guards“) vor den hinteren Schwingen sind bei feuchten Streckenbedingungen zu empfehlen
  • Die Gleitlager an der Lenkung können gegen vier Kugellager der Größe 5x8x2,5mm ausgetauscht werden
  • Passscheiben in an den oberen Querlenkern vorne vermindern das axiale Spiel
  • Hardcase-Akkupacks sitzen mit etwas selbstklebendem Schaumgummi spielfreier in der Halterung
  • Den Regler-Schalter an einer anderen Stelle montieren, ansonsten kann das Akkukabel das Auto versehentlich ausschalten
  • Die oberen Dämpfer-Befestigungsschrauben können um 3mm gekürzt werden

Infos rund um den AM8E und die ORE 1:8-Klasse

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