Reifen gehören zu den wichtigsten Komponenten an Rennfahrzeugen jeglicher Größe. Auf Lehmstrecken dominieren seit Jahrzehnten vor allem Reifen aus den Vereinigten Staaten, doch in der jüngeren Vergangenheit drängen auch in Europa immer mehr Produkte aus dem fernen Osten auf den Markt, also von dort, wo ohnehin die meisten Artikel für unser Hobby tatsächlich hergestellt werden.
VP Pro ist der Markenname der Reifenabteilung der Va Pon Industrial Co., Ltd., die mitnichten als Neuling zu bezeichnen ist. Seit Mitte der 70er Jahre beliefert das Unternehmen aus Taiwan Kunden in aller Welt mit Metall- und Kunststofferzeugnissen sowie Medizintechnik, also alles andere als schlechte Voraussetzungen für die Modellbaubranche, in der es ja ebenfalls auf Präzision ankommt. In den letzten Jahren fristete VP Pro auf dem deutschen Markt zumindest bei den 1:10ern ein Nischendasein, was sich mit der Übernahme des neuen Vertriebs SK-Speed nun allerdings ändern soll.
Das in Dillingen a. d. Donau ansässige Unternehmen wurde Ende 2013 von Sven Koppenhagen gegründet. Neben dem Online-Shop, in dem unter Anderem Offroad-Modelle aus dem Hause Serpent sowie Motoren und Zubehör von Mario Rossis Firma Red Engines erhältlich sind, betreibt SK-Speed seit Mitte April den Deutschlandvertrieb der Va Pon-Marken VP-Pro und PowerStar. Um die Reifen, die Rund um die Welt schon einige Erfolge verbuchen konnten, auch den einheimischen Wettbewerbsfahrern schmackhaft zu machen, wird für 2015 eine DMC-Homologation für Reifen für Modelle verschiedener Klassen angestrebt. Laut Angaben des Herstellers im Forum rctech befinden sich Buggyreifen für Kunstrasen sowie 1:10er Monsterreifen derzeit in der Entwicklung.
Für diesen Test wurden von SK-Speed die 2WD-Vorderreifen Square Rib 201 zur Verfügung gestellt, komplettiert vom Striker Evo 403 für die Hinterachse. Ein Satz 4WD-Striker Evo 303/403 werden zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls noch auf Herz und Nieren untersucht. Vielen Dank an dieser Stelle schon einmal an Sven Koppenhagen!
Alle Reifen sind zu einer UPE von 11,90 (2WD-Vorderreifen) bzw. 12,90 erhältlich und werden mit den produktüblichen Stickern sowie einer präzise gefertigten orangenen Formschaumeinlage geliefert, für die bei anderen Herstellern oftmals tief in die Tasche gegriffen werden muss. Um die Abrolleigenschaften auf unebenem Untergrund zu verbessern, sind die Einlagen an der Innenseite mit 18 „Zähnen“ versehen. Die Einlage fühlt sich fest, aber nicht übermäßig hart an. Für den Test konnte ich auf die Reifenmischung Super Flexx mit grünem Punkt zurückgreifen, die Aussagen aus englischsprachigen Foren zufolge in etwa Pro-Lines M4 und AKAs Super Soft-Gummis entsprechen soll. Da ich mit den ebenfalls sehr weichen silbernen Sweep Square Armors schon gute Erfahrungen auf der Strecke des RCRT Duisburg e. V. sammeln konnte, insgesamt also sehr vielversprechend.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Vor den Testfahrten mussten die Reifen natürlich auf Felgen geklebt werden, wozu ich zu den bewährten Avid Satellite-Felgen und MR33-Reifenkleber griff. Wie nicht anders zu erwarten ergaben sich keinerlei Probleme: Auspacken, Klebestellen minimal reinigen, Reifen mit Einlage auf die Felge stecken und in die Rillen drücken, Reifen mit Gummiring fixieren, und wie in den mittlerweile unzähligen Anleitungen zu sehen verkleben. Der Rundlauf bot keinerlei Gründe zur Beanstandung, wozu die Formschaumeinlagen sicherlich ihren Beitrag leisten. Im Gegensatz zu den Lehmreifen einiger anderer Hersteller kommen die Gummis recht sauber daher, braune Soße: Fehlanzeige! Der Reinigungsaufwand hält sich also erfreulicherweise in Grenzen.
Ein optisches Highlight setzt die weiße Beschriftung der hinteren Gummis, wodurch die Reifen ein wenig an ihre Gegenstücke an Rennwagen im Maßstab 1:1 erinnern. Apropos erinnern: Immer wieder erinnern Profile neuer Reifen an Produkte anderer Hersteller, wobei sich gerade asiatische Hersteller mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert sehen. Selbstverständlich ähnelt der Rillenreifen z. B. dem 4-Rib von Pro-Line, wobei das Profil des VP-Pro tiefer ausfällt. Der Striker Evo ähnelt dem Pro-Line Blockade und dem AKA Impact, die sich vor allem in 1:8er- und SC-Bereich großer Beliebtheit erfreuen.
VP Pro Striker Evo/Square Rib im Praxistest
Die Testfahrten sollten beim dritten gewerteten Lauf des NRW-Offroad-Cups 2014 auf dem Südring in Duisburg stattfinden. Das Training am Vortag des Rennens bot ausreichend Gelegenheit, um die Vorder- und Hinterreifen auf der großzügigen Strecke zu testen. Zum Vergleich fuhr ich im Wechsel die schon erwähnten Sweep Square Armor.
Wie für Lehmstrecken allgemein üblich baute ich den Yokomo B-Max2MR auf Heckmotor mit Kugeldifferential um. Mit einem Vampire Racing AB+ 7,5-Turn-Motor war der Wagen auf der weitläufigen Piste flott unterwegs. Da die Strecke durch Umbauarbeiten und intensive Nutzung mit 1:8er Buggys und Modified-Short-Course-Trucks ziemlich aufgebrochen und staubig war, musste äußerst vorsichtig am Gashebel gezogen werden, gleichzeitig aber aggressiv in die Kurven gegangen werden, da die 2WD-Fahrzeuge aller Fahrer mit ihren Rillenreifen gewaltig untersteuerten.
In den Morgenstunden neigten zudem viele Reifen mit dichtem Profil dazu, sich zuzusetzen. Mit dem Striker Evo hatte ich dieses Problem aber nicht. Die ersten Trainingsrundenfuhr ich mit erprobtem Material an der Hinterachse. Der Square Armor mit herkömmlicher Schaumstoffeinlage fuhr wie gewohnt auch auf dem staubigen Untergrund verhältnismäßig gutmütig, ließ ein zügiges Durchfahren der Kurven aber kaum zu. Nach dem Wechsel auf den Striker Evo zeigte sich ein anderes Bild.
Wie nicht anders zu erwarten harmonierten die Reifen ausgezeichnet mit ihren Gegenstücken an der Vorderachse. Der im Vergleich zum etwas bauchigeren Square Armor flachere Querschnitt erhöhte in Verbindung mit der festeren Einlage die Lenkwilligkeit deutlich, ebenso wie den Vortrieb. Der Seitenhalt war aus den gleichen Gründen in den loseren Passagen etwas geringer, was sich mit einer weicheren Einlage zum Teil sicherlich kompensieren lässt. Im Laufe des Tages wurde die Strecke auf der Ideallinie immer staubfreier, und der Wagen lief immer besser. Die Unterschiedlichen Fahreigenschaften der Hinterreifen blieben erhalten, verschoben sich dabei immer mehr zugunsten des Striker Evo.
Auch die ersten Proberunden am Sonntagmorgen verliefen hervorragend und annähernd rutschfrei, während einige der Short-Course-Fahrer wieder mit verklebten Ultra-Digits zu kämpfen hatten. Vor meinem ersten Lauf schlug allerdings der Defektteufel zu, und mit Elektronikschaden war das Wochenende für den 2WD-Buggy leider zu Ende.
Auch andere Fahrer setzten auf den VP Pro-Reifen, der ihren Stimmen zufolge vor allem auf 4WD-Buggys einen guten Eindruck hinterlassen hat. Natürlich werde ich ihre Aussagen nach Eintreffen meiner Testplattform bei einem der kommenden NORC-Läufe auf Lehm überprüfen. Die ersten Akkus mit dem Striker Evo haben jedenfalls viel Spaß gemacht, und Lust auf mehr hinterlassen.
2 Kommentare
guter Preis
coole Optik mit der Aufschrift
vernünftige Einlage
wär mal einen Test wert 😉
Auf jeden Fall!
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