Testbericht Carson Paint Killer Lackentferner


Alte Farbe von Lexan- oder Hartplastik-Karosserien zu entfernen, gehört sicher zu den undankbarsten Aufgaben, die man sich vorstellen kann. Denn was am Ende dabei rauskommt, wenn man die Karosserie mit Verdünner, Nagellackentferner, Nitrosprit oder Bremsflüssigkeit behandelt hat, ist vorher nie so genau zu sagen. Je nach Zusammensetzung der Farbe und des Materials kann es entweder gut gehen oder man zerstört sich schnell durch ein zu aggressives Mittel die gesamte Karosserie.

Das es hier eine Marktlücke gibt, dachte sich auch Carson, die mit dem „Paint Killer“ nun ein Mittel zum entfernen von Lexan- und Acrylfarben vorgestellt haben. Angeblich soll die Flüssigkeit die Farbe von Lexan-, Resine-, und Plastikkarossen entfernen, ohne den Untergrund anzugreifen. Da ich gerade mit  der Restauration eines alten Tamiya Frog beschäftigt war, dessen Karosserie ich noch entlacken musste, kam mir der Paint Killer gerade recht. Und so sieht das Fläschchen aus:

100 ml-Flasche des Carson Paint Killer Lackentferner

Geliefert wird das „Wundermittel“ in einer 100 ml-Glasflasche mit Sicherheitsverschluss. Nach dem Öffnen der Flasche steigt einem gleich der Geruch in die Nase, der irgendwo zwischen Nagellackentferner und Verdünner liegt. Neben einem Warnhinweis „Leicht Entzündlich“ finden sich keine weiteren Hinweise auf die enthaltenen Stoffe oder Hinweise zur Anwendung auf der Flasche.

Auf der Produktseite gibt es allerdings ein Sicherheitsdatenblatt zum herunter laden, welches beim Einsatz des Paint Killer das Tragen von Schutzhandschuhen und einer Schutzbrille empfiehlt. Auch auf eine ausreichende Belüftung soll geachtet werden, also besser im Freien oder bei weit geöffnetem Fenster arbeiten! Auch ein Teil der Inhaltsstoffe wird in dem Datenblatt erwähnt: Ethylacetat, 1-Methoxypropan-2-ol und 2-Methoxypropan-1-ol. Was auch immer das ist…

Test an einem Tamiya Frog-Heckflügel aus Lexan

Wie man den Paint Killer anwendet, wird leider nirgendwo beschrieben. Der erste Versuch, die Farbe mit einem getränkten Papiertuch abzulösen, brachte kaum etwas. Also habe ich etwas mehr Flüssigkeit direkt mit einem Pinsel auf die Karosse und den Heckspoiler aufgetragen, damit das Mittel besser in die Farbe eindringen konnte.

Aber auch nach eine halben Stunde Einwirkzeit passierte kaum etwas. Die Farbe löste sich einfach nicht richtig. Etwas enttäuscht legte ich dann die Karosse beiseite und probierte es am folgenden Tag noch einmal. Und siehe da: Es funktionierte! Die Farbe war nun so weit aufgeweicht, dass sie nach einer erneuten Behandlung mit einem Papiertuch abgewischt werden konnte.

Ergebnis nach dem Abbeizen

So ganz konnte das Endergebnis allerdings nicht überzeugen. Die besonders dick aufgetragenen Farbschichten an den Rändern zeigte sich vom Paint Killer unbeeindruckt und konnten nicht gelöst werden. Bei der Restauration von alten Karosserien sollte man also nicht zu viel erwarten… (Übrigens: Dass das Lexan auf dem Foto oben etwas milchig aussieht, liegt nicht am Paint Killer, sondern dem Autolack, mit dem die Karosse und der Heckspoiler lackiert worden sind)


Kleine Ausbesserungen mit dem Paintkiller

Wo der Lackentferner von Carson dagegen wirklich punkten kann, ist bei kleineren Lackier-Patzern, wie es auf dem oberen Foto zu sehen ist. In diesem Fall war etwas Lexanfarbe unter die Abklebemaske gekommen, die mit einem getränkten Wattestäbchen sehr einfach und schnell entfernt werden konnte.

Farbe aus Vertiefungen entfernen
Farbe in Rillen, Vertiefungen oder Ecken bekommt man gut mit einer Zahnbürste oder einem harten Pinsel weg. Dazu einfach den Paint Killer gut mit den Borsten einmassieren und anschließend mit einem weichen Tuch die herausgelösten Farbreste entfernen.

Der Paintkiller wurde hier an einem Tamiya-Scheinwerfer angewendet

Und auch hier zeigte der Paint Killer gut, was er kann. Diese beiden King Blackfoot-Scheinwerfer waren mit schwarzer Revell-Farbe lackiert und sollten entlackt werden. Bereits kurz nach dem Auftragen löste sich die Farbe und konnte restlos entfernt werden. Wie man gut sehen kann, glänzt nach dem „Abbeizen“ die Oberfläche des rechten Scheinwerfers wieder wie neu.

Fazit

Das versprochene Wundermittel ist der Carson Paint Killer sicher nicht. Eine uralt-Karosse mit einer 25 Jahre alten Lackschicht bekommt man auch mit dem Paint Killer nicht mehr wie neu hin. Und auch bei sehr großen zu entlackenden Flächen – z.B. bei einer kompletten 1:10 Tourenwagen-Karosse – ist das Mittel fehl am Platz. Schnell geht da ein ganzes Fläschchen drauf, dass mit etwa 10 Euro für 100 ml nicht gerade billig ist. Da lohnt es sich eher, 20 Euro in eine neue Karosserie zu investieren und sich die ganze Arbeit zu sparen.

Sehr gut eingesetzt werden kann der Lackentferner dagegen zum entlacken von Einzelteilen, kleineren Karosserien oder um Lackierfehler auszubessern. Für solche Fälle ist es sinnvoll, in der RC-Werkstatt immer ein Fläschchen des Carson Lackentferners bereit zu halten. Einfacher als mir dem Carson Paint Killer kann man Farbe nicht entfernen, ohne dabei den Untergrund zu beschädigen. Von mir gibt’s von daher eine ganz klare Empfehlung!

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