Auch heute begeistert die im Jahr 2002 vorgestellte Tamiya TT-01 Chassis-Plattform immer noch RC Car-Modellbauer weltweit. Die Gründe für den anhaltenden Erfolg und die weite Verbreitung des TT-01 liegen einerseits im günstigen Verkaufspreisen von nur rund 100 Euro für einen Baukasten, dem einfachen und überschaubaren Aufbau, den vielen erhältlichen Tuningteilen und nicht zuletzt den detailliert gestalteten Karosserien, die den meisten Wettbewerbs-Deckeln im „Weichspülerflaschen-Look“ in Sachen Optik nach wie vor meilenweit voraus sind.
Angefangen hat die TT-01-Geschichte mit dem 2002 vorgestellten Tamiya Enzo Ferrari (#58302). In der ersten Version war der rote Flitzer noch mit einem mechanischen Fahrtenregler ausgestattet, der über dem Akkupack montiert war (oben links im Bild ist der Regler und der dazugehörige Widerstand gut zu sehen). Später wurde dem Baukasten ein einfacher elektronischer TEU101-BK-Fahrtenregler beigelegt.
Mit dem TT-01 hat der japanische Hersteller den in die Jahre gekommenen TL-01 ersetzt und den TT-01 als neue Standard-Glattbahnplattform etabliert. Obwohl sehr einfach aufgebaut und ohne besondere technische Highlights ausgestattet, merkt man dem TT-01 vielen Stellen seine Renn-Gene an, die er von dem ebenfalls 2002 vorgestellten Wettbewerbs-Tourenwagen TB Evolution III geerbt hat. Sei es die schmale Chassisform, die Möglichkeit, Side-By-Side-Akkupacks zu verwenden oder die optimierte Gewichtsverteilung – Viel hat sich im Tamiya-Einsteigersegment mit dem TT-01 verbessert.
Doch auch an einem Topseller-Chassis geht der Zahn der Zeit nicht spurlos vorbei. Ein Update musste her, und so hat Tamiya einige Jahre später das TT-01E präsentiert, welches an zahlreichen Stellen verbessert worden ist. Auf den ersten Blick gut zu erkennen ist das Topdeck, welches die Chassiswanne zusätzlich verstärkt und als Halterung für die Antenne und einen Transponder verwendet werden kann. Das neue Topdeck besteht wie die Akkuhalterung, die Motorhalterung und die Lenkung aus faserverstärktem Kunststoff.
Die wacklige Lenkungseinheit wurde im TT-01E komplett überarbeitet und ist zusätzlich am Topdeck verschraubt. Mit vier Kugellagern (5x8mm) versehen, kann die Leichtgängigkeit und Haltbarkeit zusätzlich erhöht werden.
Was ist alles anders am Tamiya TT-01E im Vergleich zum TT-01?
- Neue, spielfreiere Lenkhebel/Radträger aus stabilem Polycarbonat
- Dämpferbrücken und Getriebegehäuse aus neuem Polycarbonat-Kunststoff
- Zusätzliches Topdeck mit Transpoder- und Antennenhalterung
- Motor-Guard zum Schutz vor dem heißen Motor
- Spielfreie Lenkung aus dem TA-05
- Dämpferbrücken sind nicht mehr fest mit den Getriebeboxen verbunden
- Faserverstärkte Kunststoffteile (Topdeck, Motorhalter, Lenkung, Akkuhalter, Bumperplatte)
Noch mal einen Schritt weiter geht Tamiya mit dem TT-01R Type E. Hier sind zahlreiche Tuningteile wie Öldruckdämpfer, eine Alu-Mittelwelle, Alu-Radmuttern, Alu-Kugelköpfe, einstellbare Querlenker, neue hintere Radträger mit 2 Grad Vorspur, Stahl-Antriebswellen oder Kugellager bereits enthalten. Je nachdem, mit wie vielen Tuningteilen man sich seinen Racer ausstatten möchte, kann man mit der R-Version durchaus günstiger fahren als mit einem aufgerüsteten Standard-Chassis. Vor allem dann, wenn bereits eine Karosserie vorhanden ist.
Modellübersicht: Die verschiedenen TT-01-Varianten
TT-01 – Mit dem Ferrari Enzo (#58302) stellte Tamiya 2002 das erste Fahrzeug auf TT-01-Basis vor. Der Ur-TT-01 verfügt über Kegeldifferentiale, einen Standard-Motor mit 27 Turns, ein nicht einstellbares Fahrwerk und Reibungsdämpfer.
TT-01D – Die Drift Spec-Version verfügt über Reifen aus hartem Kunststoff, Kugellager, ein einstellbares Fahrwerk, Öldämpfer und einen Sport Tuned-Motor mit 25 Turns. Die Drift-Karossen sind für eine originalgetreue Optik mit einem Leuchtdioden-Set versehen.
TT-01R – Die Tuning-Version ist mit einer Alu-Mittelwelle, einer einstellbaren Aufhängung, Kugellagern, 6-Speichenfelgen, Öldruck-Dämpfern, einem Speedgetriebe und einem GT Tuned-Motor mit 25 Turns ausgestattet. Eine Karosserie liegt dem TT-01R-Baukasten nicht bei.
TT-01E – Bei der „E-Version“ handelt es sich um einen verbesserten Standard-TT-01, der mit stabileren Polycarbonat-Lenkhebeln und faserverstärkten Nylonteilen (Topdeck, Motorhalterung, Radträger & Akkuhalterung) ausgestattet ist. Auch eine neue, spielfreiere Lenkungseinheit im TA-05-Stil und separat angeschraubte Dämpferbrücken wurde mit dem TT-01E eingeführt.
TT-01D Type E – Mit dem TT-01D Type E wurden die in der neuen „E-Version“ eingeführten Teile mit Drift-Karossen und speziellen Rädern kombiniert.
TT-01R Type E – Die Topversion kommt mit zahlreichen zusätzlichen Tuningteilen wie Metall-Outdrives, Metall-Antriebwellen, einer Alu-Mittelwelle, Öldruckdämpfern, Speedgetriebe, Kugellagern und einem 28 Turns Tuningmotor.
SA TT-01R Type E – Fertig aufgebautes TT-01R Type E-Chassis. Das „SA“ steht für „Semi Assembled“.
TT-01ES – Fahrfertig aufgebaute Version des TT-01E, welches mit einfacheren Materialien aufgebaut ist.
TT-01 XB, TT-01D XB und TT-01E XB – Fahrfertig aufgebaute Komplettsets mit lackierter Karosserie, Fernsteuerung, Akkupack und Ladegerät.
TT-01 Tipps & Tricks
Tipps zum Bau der CVA-Dämpfer
Tamiya’s kurze CVA-Dämpfer (#53163) sind in der TT-01R-Version bereits serienmäßig enthalten und können auch an allen anderen TT-01-Chassis nachgerüstet werden. Durch verschiedene Ölviskositäten und Kolbenplatten kann die Dämpfung an die Streckenbedingungen optimal angepasst werden. Damit die Dämpfer optimal funktionieren, sollte man wie folgt beim Dämpferbau vorgehen:
- Die Kolbenplatte vorsichtig entgraten und mit den E-Clipsen auf der Kolbenstange montieren. Feines Schleifpapier oder ein kleines Bastelmesser kann beim Entgraten der Kolbenplatte hilfreich sein.
- Entgegen der Anleitung erst nach dem Aufschieben der (leicht mit Dämpferöl benetzten) Dichtungsringe die untere Kappe festschrauben, damit diese nicht vom Gewinde der Kolbenstangen beim Einschieben beschädigt werden.
- Nach diesem Schritt kann der Dämpfer wie gehabt befüllt werden und die obere Kappe mit der Membrane aufgeschraubt werden. Als Standard-Dämpferöl kommt im TT-01R 400CPS-Öl (ca. 35WT) zum Einsatz.
Funktion der Reibungsdämpfer verbessern
Genau genommen handelt es sich bei den Federelementen des Standard TT-01 nicht einmal um Reibungsdämpfer, sondern lediglich um Federn, die auf einem Kunststoffgehäuse sitzen. Mit einem einfachen und praktisch kostenlosen Trick kann man den Federelementen dennoch eine gewisse Dämpfungsfunktion geben und muss nicht gleich Geld in teure Öldruckdämpfer investieren.
Die „Kolbenstangen“ verfügen über eine Nut, in die sich ein etwa 20 x 9 x 5mm großes Schaumgummi-Element einkleben lässt. Das Schaumgummi-Element reibt am äußeren Dämpfergehäuse und dämpft die zurückschnellende Feder wirkungsvoll ab. Als Material für das Dämpfungselement eignet sich festes Moos- bzw. Schaumgummi aus Verpackungsresten oder einem alten Tourenwagen-Rammer. Je nach Beschaffenheit des Materials muss mehr oder weniger ausgeschnitten werden, um eine optimales Ergebnis zu erhalten. Hier gilt wie so oft „Probieren geht über Studieren“…!
Im Video ist der Unterschied von einem modifizierten zu einem Standarddämpfer gut zu erkennen. Das Auto mit Schaumgummi-Element federt nicht so lange nach, was auf der Rennstrecke für ein kontrollierbareres Fahrverhalten und höhere Geschwindigkeiten sorgt. Dennoch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass so umgebaute Federelemente natürlich kein vollwertiger Ersatz für einstellbare Öldruckdämpfer sind.
Akkuhalterung für Standard-LiPos anpassen
Ab Werk passen in das TT-01-Chassis nur NiMH-Akkupacks und LiPo-Akkus in abgerundeter Racingpack-Form. Möchte man rechteckig geformte LiPos im Hardcase verwenden, muss man mit einem Seitenschneider und einem Dremel die Chassiswanne modifizieren. Dazu mit dem Seitenschneider die Verstärkungsrippen abknipsen und anschließend mit einem kleinen Schleifaufsatz die überstehenden Reste abschleifen.
Bei 47mm breiten LiPos kann auf der Außenseite etwa 5mm der Verstärkungsrippen stehenbleiben. Selbstklebende Schaumgummi-Pads an den Seiten sorgen zusätzlich für einen spielfreien Sitz des Akkupacks.
Karosserie verstärken
Mit selbstklebendem Alu-Klebeband aus dem Baumarkt lässt sich die Karosserie von innen verstärken. Besonders im Bereich der Front, dem Heck und unter den Karosseriehalterungen sollte man die Folie anbringen.
Spurverbreiterung mittels längerer Achsen
Möchte man breite Musclecar-, Sportwagen- oder Driftkarossen am TT-01 verwenden, muss die Spur verbreitert werden. Durch die Verwendung von Offset-Tiefbettfelgen lassen sich schon einmal mehrere Millimeter herausholen. Reicht das nicht, kann man sich mit längeren Radachsen behelfen.
Insgesamt gibt es drei Achsen, die sich im TT-01 verwenden lassen:
- Original TT-01 Achsen (35mm lang; #50823)
- TG10-Radachsen (+3 mm auf jeder Seite; #50808)*
- SuperBlackfoot-Radachsen (+7 mm auf jeder Seite; #9805391)
*Mit den TG10-Achsen müssen dickere Sechskant-Mitnehmer verwendet werden, um die Spur zu verbreitern.
In Kombination mit Offset-Felgen z.B. von HPI lassen sich mit den Achsen #9805391 Spurweiten von über 210mm realisieren. Wichtig: Der entstehende Zwischenraum zwischen Radträger und Mitnehmer sollte mit passenden Hülsen oder O-Ringen aufgefüllt werden.
Karosserie-Pads
Und hier noch ein altbekannter Trick: Zurechtgeschnittene Schaumgummi-Pads auf den Halterungen verhindern ein Verkratzen der Karosserie durch die Snap-Pins. Zudem klappert die Karosserie mit den Pads weniger auf den Halterungen.
TT-01 Bauanleitungen (PDF)
- Anleitung TT-01D Type-E
- Anleitung TT-01R Type-E
- Anleitung TT-01 Type-E
- Anleitung TT-01D
- Anleitung TT-01R
- Anleitung TT-01
Fotogalerie Tamiya TT-01
Bildhinweis: DICKIE-TAMIYA Modellbau GmbH & Co. KG/RC-News.de