Testbericht Ansmann Mad Rat


Ansmann LogoBeim hier getesteten „Mad Rat“ handelt es sich um eine abgespeckte Version des teureren Ansmann „X-Pro“. Gespart hat der Hersteller z.B. bei den Dämpfern: hier gibt es anstelle der Alu-Dämpfer nur einfache Kunststoff-Dämpfer. Weiterhin ist das verwendete Plastik nicht faserverstärkt, es werden Gewindestangen statt praktischer Recht-/Links-Spurstangen mitgeliefert und Gleitlager anstelle von leichtlaufenden Kugellagern an den Achsen. Abgespeckt hat der Mad Rat natürlich nicht nur bei der Ausstattung, sondern vor allem beim Preis. Für gerade einmal 59,95€ wandert der Mad Rat-Baukasten über die Ladentheke. Wollen wir doch mal sehen ob es Ansmann geschafft hat, zu dem Kurs einen brauchbaren Buggy auf die Beine zu stellen.

Zusammenbau des Mad Rat

Der Ansmann Mad Rat kommt in einem aufklappbaren Karton, der alle Bauteile inklusive einer lackierten Karosserie mitsamt Heckspoiler, einem Stickerset und der Bauanleitung enthält. Werkzeug wird keines mitgeliefert. Zum Zusammenbau wird ein kleiner Kreuzschlitz-Schraubendreher, ein 1,5- und 2mm-Inbusschlüssel, eine Spitzzange, 5,5mm/7mm Sechskant-Steckschlüssel, ein Bastelmesser, eine Lexanschere, ein Karosseriebohrer und Sekundenkleber benötigt.

Baukasten Ansmann Mad Rat Geöffneter Baukasten Der komplette Baukasteninhalt

Nachdem alles an Werkzeug besorgt ist, kann der Aufbau auch schon losgehen. Zu Beginn wird die Vorderachse mit dem Kickup verschraubt. Gehalten werden die Schwingen bzw. die Achsen mit E-Clipsen am Bulkhead, welches frontseitig mit einer grün eloxierten Aluplatte verstärkt ist.

Teil der Vorderachse

Im nächsten Bauabschnitt wird die Lenkungseinheit komplettiert und mit der Vorderachse zusammen am Chassis verschraubt. An dieser Stelle gibt es auch die erste (positive) Überraschung: die Lenkung ist komplett kugelgelagert und mit einem einstellbaren Servosaver versehen. Zudem bestehen die Alu-Lenkpfosten aus leichtem Alu. Das hätte wohl niemand von einem Buggy der 60 Euro-Klasse erwartet!

Bestandteile der kugelgelagerten Lenkung

Anschließend müssen die vorderen Radträger und die Spurstangen fertiggestellt und montiert werden. Die Lagerung für die Vorderräder befindet sich im Lenkhebel, so können beliebige Felgen mit 12mm-Sechskantaufnahme verwendet werden. Bei den Spurstangen handelt es sich um einfache Gewindestangen, R/L-Spurstangen können bei Bedarf aber problemlos vom X-Pro nachgerüstet werden.

Montierte Lenkungseinheit Vordere C-Hubs und Lenkhebel Vorderachse mit Spur- und Sturzstangen

Nun geht es ganz weit nach hinten, genauer gesagt zum Getriebe. Noch genauer gesagt zum Kugeldiff. Ja, ihr habt richtig gelesen, der Mad Rat ist serienmäßig mit einem Kugeldiff ausgestattet.

Aus diesen Teilen entsteht das Kugeldifferential

Hier sieht man alle Einzelteile, aus denen das Diff gebaut wird. Oben rechts ist ein Töpfchen Difffett zu sehen, welches ebenfalls mitgeliefert wird. Einziger Knackpunkt am Kugeldiff ist die Schraube, die als einzige im Baukasten über keinen Inbus-Kopf verfügt. Das Diff muss recht weit zugedreht werden, damit es nicht durchrutscht.

Dreistufiges Getriebe mit Gleitlagern

Und hier sitzt das Diff bereits zusammen mit den anderen Zahnrädern und den Gleitlagern in der rechten Seite des Getriebegehäuses. Das Topschaft-Zahnrad besteht aus Stahl, das mittlere Idler-Gear aus Kunststoff, wie auch das Diff-Zahnrad.

Bestandteile de Slippers Rutschkupplung Fertig montierter Slipper

Der Slipper ist als Doppelscheiben-Modell ausgeführt und solide aufgebaut. Beide Slipperscheiben sind identisch, lasst euch in diesem Punkt nicht von der Bauanleitung verwirren, die von zwei verschiedenen spricht (#125000439 für vorne und #125000438 für hinten).

Logo Mad Rat Im Anschluss wird das hintere Bulkhead und die hintere Dämpferbrücke mit dem Chassis verschraubt. Leider lässt sich das Bulkhead am Testmodell nur mit Gewalt befestigen, da die Teile nicht ganz ineinander passen. Das selbe Problem trat auch schon an der vorderen Dämpferbefestigungsplatte auf, auch hier muss man das Teil mit Nachdruck am Chassis befestigen. Anscheinend hat sich das Chassis bei der Herstellung leicht verzogen.

Das hintere Bulkhead lässt sich nur schwer montieren

Nachdem man sich geärgert und den Schraubenzieher mit der Bulkhead-Montage zum Glühen gebracht hat, gibt es im nächsten Bauabschnitt wieder etwas, was einem ein Grinsen ins Gesicht zaubert:

Antriebskardans für die Hinterachse

Keine einfachen Knochen, sondern CVD-Wellen werden mitgeliefert, die man bei Buggys in dieser Preisklasse üblicherweise für teures Geld nachkaufen muss. Die Qualität der Kardanwellen ist allerdings nicht so ganz „State of the art“, wie man auf dem Foto oben erahnen kann. Der Sicherungsring steht an den Enden etwas ab, was aber der Funktion keinen Abbruch tut. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann den Ring zusätzlich mit einem Stück Schrumpfschlauch sichern.

Hinterachse im Bau

Die Stoßdämpfer bestehen aus Kunststoff und erinnern ein wenig an die CVA-Dämpfer von Tamiya. Da die Dämpfer ab Werk bereits zusammengebaut sind, ist dieser Bauabschnitt sehr schnell erledigt. Es muss nur das beiliegende Öl in die Dämpfer gefüllt werden, mehr ist nicht zu tun. Was ich an dieser Stelle in der Bauanleitung vermisst habe, waren Tipps zum richtigen Befüllen der Dämpfer. Zumindest ein Hinweis, dass man den Dämpferkolben nach dem Einfüllen des Öls ein paar mal nach oben und unten ziehen sollte, um die Luftblasen entweichen zu lassen, wäre sinnvoll gewesen.

Die Dämpfer werden fertig aufgebaut geliefert

Was mir erst später beim Setup aufgefallen ist: Es lag ein langer Frontdämpfer und kurzer bei, wie man auf dem Foto oben sehen kann. Da hat man wohl aus versehen beim Packen des Baukastens einen längeren Dämpfer von der Truck-Version „Magnum“ eingepackt.

Dämpferbestandteile

Hier sind die Einzelteile eines Dämpfers zu sehen. Unten gibt es zwei O-Ringe aus Silikon und einen Gummiring zur Abdichtung, oben in der Dämpferkappe befindet sich ein Diaphragma zum Volumenausgleich und zur Abdichtung.

Minipin-ReifenMit ihrem Minipin-Profil sehen die weichen Heckreifen nicht nur griffig aus, sie sind es auch. An der Vorderachse kommen ebenfalls recht weiche Reifen mit einem Profil im „4-Rib-Style“ zum Einsatz. Reifeneinlagen, die den Mad Rat-Gummis die nötige Stabilität verleihen, sind ebenfalls mit dabei.

Die Reifen müssen vor dem ersten Einsatz noch mit flüssigem Sekundenkleber auf die weißen Discfelgen geklebt werden. Dazu einfach die Reifen auf die Felgen ziehen, die Reifenflanken anheben und vorsichtig etwas Kleber in den Spalt geben. Und nicht vergessen, den Kleber trockenen lassen, bevor man mit dem Kleben der anderen Reifenseite weitermacht.

Ansmann Mad Rat

Im letzten Bauabschnitt wird die Karosserie und der Heckspoiler ausgeschnitten und mit einem Karosseriebohrer die nötigen Löcher gebohrt. In der Anleitung wurde leider vergessen zu erwähnen, dass der Heckspoiler von unten mit einer kleinen Lexanplatte verstärkt werden muss, um richtig fest zu sitzen. Das Plättchen ist am Heckspoiler mit dran, also genau aufpassen beim ausschneiden!

Frontansicht Seitenansicht des 2WD-Buggys Heckansicht

Ist das Chassis erst einmal fertiggestellt, erkennt man sofort, dass sich die Mad Rat-Designer beim Kyosho Ultima RB5 wohl so einiges abgeschaut haben. Wer beide Chassis miteinander vergleicht, wird sehr viele Ähnlichkeiten zwischen beiden Buggys feststellen können. Ich habe zwar keinen RB5 hier, um die Abmessungen genau nachzuprüfen, aber ich würde wetten, dass das ein- oder andere Teil des Kyosho-Buggys auch an den Mad Rat passt (und umgekehrt).

Fahrtest

Testausstattung mit Tamiya-ReglerFür den Praxistest habe ich das Auto mit folgenden Komponenten ausgerüstet:

  • Fahrtenregler: Tamiya TEU-101BK
  • RC-Anlage: Modelcraft 3 Kanal Stick 40 MHz FM
  • Servo: Robbe/Futaba S3003
  • Motor: Baukasten (540er)
  • Akku: Desire LiPo 3300mAh
  • Dämpferöl: Baukasten

Also alles in allem recht preisgünstige Komponenten, die zusammen für etwa 120 Euro zu haben sind und so oder ähnlich sicher in vielen Mad Rat`s zum Einsatz kommen werden. Mit dem Baukasten-Motor stellt der Mad Rat zwar keine Geschwindigkeitsrekorde auf, für Einsteiger oder den Einsatz auf sehr lockeren Untergründen reicht die Geschwindigkeit allerdings erst einmal vollkommen aus.

Das Fahrverhalten ist typisch für 2WD-Buggys bei hohen Geschwindigkeiten untersteuernd. Insgesamt verhält sich der Mad Rat absolut unauffällig und ist immer problemlos beherrschbar. Die Reifen bieten ausreichenden Grip auf allen Untergründen, durch die weiche Gummimischung sind die Minipins an den Hinterachse recht schnell abgefahren.

Ansmann Mad Rat im Gelände

Nach mehreren gefahrenen Akkupacks wurde das Auto zerlegt und auf ersten Verschleiß hin überprüft. An den Radachsen zeigen sich dabei erste Einlaufspuren der Gleitlager, die übrigens nach einer kurzen Einlaufzeit sogar relativ leichtgängig funktionieren. Auf Dauer setzt diesen Lagern allerdings der Staub und Dreck beim Offroad-Betrieb ordentlich zu, die Umrüstung auf Kugellager ist also auf jeden Fall zu empfehlen.

Ins Innere des Getriebes ist kein Dreck vorgedrungen, lediglich ein wenig Staub ist unter der Hauptzahnrad-Abdeckung zu sehen. Das Kugeldiff läuft nach den ersten Akkupacks immer noch super, auf den Diffscheiben sind, wie zu erwarten war, leichte Einlaufspuren zu erkennen die aber nicht weiter tragisch sind. Die Schwingen sind immer noch recht spielarm, genauso wie die gesamte Lenkungseinheit. An den Outdrives ist ebenfalls nur minimaler Verschleiß festzustellen.Ausgerissene hintere Chassisplatte

Einen kleinen Defekt gab es auch: Bereits beim 2. Akkupack ist mir die T-Platte an der Hinterachse am Schwingenhalter nach hinten ausgerissen. Grund sind die gleich zwei Schwachpunkte, die an dieser Stelle aufeinander treffen: Zum einen das weiche Plastik der hinteren Chassisplatte und zum anderen das zu nah am Rand gebohrte Loch.

Tuningtipps

KugellagersatzWas hier ganz oben auf der Liste steht, sollte klar sein: Kugellager! Die im Baukasten enthaltenen Gleitlager schlagen sich zwar die ersten Akkupacks noch ganz gut, nur dringt mit der Zeit immer mehr Staub und Dreck in die Lager, der dann die Achsen langsam kaputt schleift.

Ist es erst einmal soweit gekommen, bringt auch ein Nachrüsten mit Kugellagern nicht mehr viel, da die Gleitlager bereits Riefen in die Achsen geschliffen haben. Also besser recht bald nach dem Kauf auf Kugellager umrüsten!

Um einen Mad Rat umzurüsten, braucht man folgende 16 Lager:

  • 2x 10x15x4 für die Diff-Outdrives
  • 12x 5x10x4 für die Achsen und das Getriebe
  • 2x 5x8x2,5 für das Diff

Als weiteres Tuning sinnvoll ist eine T-Plate auf Kohlefaser für die Hinterachse. Das Originalteil ist an der Befestigung der hinteren Schwingen leider zu schwach dimensioniert und reißt schnell aus. Custom Carbon aus England bietet neben Carbon-Dämpferbrücken und einer Akkuhalterung demnächst auch T-Plates an, die diesen Bereich verstärken und für ungetrübten Fahrspaß im Gelände sorgen. Mehr Infos zu den Tuningteilen gibt es im oOple-Forum.

Ansonsten noch empfehlenswert sind Sechskant-Radmitnehmer aus Aluminium. Die Plastik-Mitnehmer, die dem Baukasten beiliegen, verformen sich beim festziehen der Radmuttern recht leicht und schleifen dann an den Lagern, bis sich (fast) nichts mehr bewegt. Alu-Mitnehmer verkraften auch ein festeres Anziehen der Radmuttern und kosten nicht die Welt.

Fazit

Logo Mad RatUm ehrlich zu sein, hatte ich mich innerlich vor dem Kauf mehr oder weniger auf eine Enttäuschung eingestellt. „Ein RC Car für nicht mal 60 Euro? Das kann einfach nichts taugen!“ dachte ich mir. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. So auch beim Mad Rat, der beim Zusammenbau genauso viel Spaß wie bei den anschließenden Geländeeinsätzen macht.

Natürlich kann man die Teilequalität nicht mit der eines reinrassigen Race-Chassis von Team Losi, Asso oder Kyosho vergleichen, aber das auch nicht die Liga, in die der Mad Rat passt. Der Buggy wird sicher all jene glücklich machen, die einen einfachen und vor allem günstigen Einsteigerbuggy mit Potential suchen. Was ebenfalls für den Mad Rat spricht, ist die Ersatzteilversorgung: Da es neben Ansmann einige weitere Firmen wie Kawada mit dem B2X oder Team C mit dem TC02 gibt, die praktisch identische Buggys anbieten, sollte die Beschaffung von Ersatzteilen in der nächsten Zeit kein Problem sein.

Weniger schön beim Mad Rat ist die Paßgenauigkeit einiger Chassisteile, die nur mit Nachdruck montiert werden konnten sowie der falsch mitgelieferte Frontdämpfer. Ein weiteres Problem ist der zu weiche Kunststoff einiger Bauteile wie der T-Platte an der Hinterachse. Hier sollte Ansmann unbedingt nachbessern.

Mad Rat Onboard-Video

Das Onboard-Video aus dem Testbericht zur GoPro-Cam möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten:



Links

Hier noch einige interessante Links zum Mad Rat:

Fotogalerie