Testbericht Kyosho Ultima RT6 Stadium Truck

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Schon seit sehr langer Zeit bin ich von den Fahrzeugen aus Kyoshos Ultima-Reihe begeistert. Obwohl mir in grauer Vorzeit jemand im heimischen Modellbaugeschäft den Ultima II vor der Nase weggeschnappt hatte, weswegen ich in der Internet-freien Ära mit teilweise seeehr langen Lieferzeiten frustriert zum Tamiya Astute griff, ließ der erste Kontakt nicht lange auf sich warten: Der „weiße“ Ultima Pro und der Outlaw Ultima Truck zweier Freunde konnten damals restlos überzeugen, wobei besonders der Stadium Truck durch sein ausgewogenes Fahrverhalten und die vielfältige Einsetzbarkeit für enorme Freude sorgte.

Viele Jahre Später spielt die Fähigkeit, große Sandflächen problemlos zu überqueren, für mich nicht mehr wirklich eine Rolle, mein Fokus liegt ganz klar auf der Rennstrecke. Hier konnte ich bislang nur ein wenig robustes „Monster“ bewegen, wobei auch der zum Auseinanderfallen neigende Ansmann Macnum durchaus jede Menge Spaß gemacht hatte – solange er fuhr. Für einige Zeit ließ ich das Monster-Projekt ruhen, da sich die Popularität der Klasse allgemein eher zurückentwickelt hatte.

In den vergangenen Jahren übernahmen zunehmend die Short-Course-Trucks das Ruder, in den Augen der Freunde agilen Fahrverhaltens völlig zu unrecht. An den anfänglich noch als spannend empfundenen Zweikämpfen Rad an Rad scheiden sich in jüngster Vergangenheit die Geister. Während in schnellen Gruppen ein vernünftiger Umgang miteinander an der Tagesordnung ist, kann einem fairen aber langsameren Durchschnittsfahrer der Spaß schnell vergehen. Die geschlossenen Radkästen der SCTs ermöglichen es dem Fahrer, ohne Rücksicht auf Verluste auf Tuchfühlung zu gehen, was nicht selten zu unschönen Situationen führt. Jenseits und auch diesseits des Atlantiks wurden dadurch einige ermutigt, sich nach Alternativen umzusehen, und so wundert es nicht, dass die meisten der großen Hersteller einen Stadium Truck in der Modellpalette haben.

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Als eher kleine Firma beschränkt sich mein erklärter Lieblingshersteller Yokomo auf seine Kernkompetenzen und bietet leider keinen Truck an. Als anspruchsvoller Modellbauer fiel mir die Wahl eines geeigneten Kits zwar relativ leicht, gerungen habe ich trotzdem mit mir… Die Qualität von Kyoshos Baukästen ist über jeden Zweifel erhaben, die Preise sind allerdings gesalzen. Für den Ultima RT6, den Urururenkel des oben erwähnten Outlaw Ultima Trucks, ruft Kyosho Deutschland stolze 399.- UPE auf. Getreu dem Motto „wer billig kauft, kauft zweimal“ habe ich mich dann aber doch für japanische Qualität entschieden und in den knapp 360 Euro teuren sauren Apfel gebissen – die sauren Äpfel schmecken mir ja sowieso besser! 😉

Der Ultima RT6 wird in einem ansehnlichen Karton mit Tragegriff geliefert, den man nach dem Bau des Modells zum Transportieren von Reifen, Ersatzteilen oder anderem Zubehör nutzen kann. Öffnet man die schmucke Verpackung, blickt man auf jede Menge Tütchen, die alles beinhalten, was man zum Bau des Chassis braucht, wobei die Ausstattung in einer Hinsicht an Glattbahnfahrzeuge erinnert: Es liegt keine Karosserie bei! Neben den geeigneten Reifen (ein Satz weißer Felgen ist immerhin enthalten) muss sich der geneigte Racer also noch um einen passenden Deckel kümmern. Für Heckmotorausführung kommen Karosserien für den Associated T4.1 in Frage, für die Mittelmotorvariante sollte bei Veröffentlichung des Artikels die Finnisher von JConcepts bereits verfügbar sein.

Fürs Erste besorgte ich mir also eine Finnisher-Karo (#0235) für den T4.1 und den RT6, obwohl sich mein Truck wohl vornehmlich auf Kunstrasen wiederfinden wird. Ich hatte Glück und bekam schon eine Karosserie aus der aktualisierten Serie, bei der die Montagepunkte für den RT6 bereits angezeichnet sind. Als Reifen werden hier die bewährten Schumacher Microspike (U6542) an der Hinterachse zum Einsatz kommen, vorne werde ich zunächst mit dem Rillenreifen The Edge (8095-02) von Pro-Line experimentieren, der mir vom ehemaligen deutschen Jugendmeister Niklas Göbel als sehr harmonisch und sicher zu fahren empfohlen wurde. Die Reifen fanden ihren Platz auf gelben Felgen von DE Racing (DER-SST-KY).

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Zur Vervollständigung des Modells werden Motor, Regler, Empfänger, Servo und Motorritzel gebraucht. Bei mir kam eine Vampire Racing-Kombo (SR1+/AB+ V2 7,5 Turn), der Sanwa RX-37E und ein Futaba BLS-451-Brushless-Servo zum Einsatz. Zusätzlich sollte direkt ein Kegeldifferential (UMW-604) verbaut werden, sowie der Avid RC Triad-Slipper, auf den ich schon allein wegen der einfachen Montage nicht mehr verzichten möchte. Das Kugeldifferential wurde trotzdem zusammengebaut, da mich eine der ersten Ausfahrten nach Duisburg führen sollte. Auch hier, soviel sei vorweggenommen, habe ich Zubehör verwendet, nämlich ein echtes, zusammengebautes Drucklager, ebenfalls aus dem Hause Avid.

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Vor Baubeginn habe ich, wie es sich gehört, die Bauanleitung gründlich durchgelesen und das erforderliche Werkzeug zurechtgelegt. Diverse L-Schlüssel und ein Radkreuz liegen bei, bei einem hochwertigem Modell wie dem Ultima RT6 sollte man aber stets zu vernünftigem Werkzeug greifen. Mit vernünftigem Werkzeug ausgestattet wird der Erbauer vor fast keine Probleme gestellt, wobei die Genauigkeit der Bauanleitung gelegentlich zu wünschen lässt. So gehören die Ausfederwegsbegrenzer natürlich in die hinteren Dämpfer, nicht nach außen!

Wie auch von anderen Herstellern bekannt, sind die Bauteile nicht nach Abschnitten sortiert, wodurch man zwar mehrere Tütchen gleichzeitig öffnen muss, auf der anderen Seite aber den Müllberg gewaltig reduziert. Bei Unklarheiten hilft die Teileübersicht im vorderen Abschnitt der Bauanleitung stark weiter. Um unnötiges Blättern zu vermeiden, könnte man diese Seiten kopieren, ich bin aber auch so gut klargekommen.

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Wirklich zu meckern gibt es am fertiggestellten Truck dann nichts, wobei ich einen serienmäßigen Clip zur Sicherung der Antriebswellengelenkstifte den von mir verwendeten Schrumpfschlauch vorgezogen hätte. Wie von den Bausätzen von Kyosho gewohnt, ist die Materialqualität über jeglichen Zweifel erhaben, und auch als eingefleischter Yokomo-Fan ziehe ich vor allem vor den Stoßdämpfern meinen Hut. Ebenfalls erstaunlich ist der Leichtlauf der geölten und mit GfK-Plättchen gedichteten Kugellager, alle Achtung!

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Bei den ersten Fahrversuchen im heimischen Wohnzimmer und auf der unfertigen Strecke des Panik Team Troisdorf e. V. wurde sehr schnell deutlich, dass der Wagen schon mit dem Baukastensetup (Stoßdämpferöl 550 cst vorne/400 cst hinten, Differentialöl 5000 cst) sehr gutmütig zu fahren ist; vielleicht ist der 7,5er Motor doch nicht genug?! Für ein wenig mehr Biss auf der Lenkung kann man mit anderen Vorderreifen schnell sorgen, zunächst wurden aber die Pro-Line-Schlappen an Ort und Stelle belassen.

Auf zu Runde eins. Da ich den Langenfelder Kunstrasen als sehr griffig in Erinnerung hatte, wurden Kurzerhand die vorderen oberen Querlenker verlängert, um der Vorderachse mehr Rollneigung beizubringen. Der Wagen ließ sich so recht agil bewegen, allerdings waren die Dämpfer ein wenig zu steif. Am ersten Doppelsprung zeigte mir dann eine Windböe, warum ich angesichts der Kunststoffquerlenkerhalter skeptisch war, und ich musste den Ausritt unterbrechen. Auf in die Box, den Kunststoffersatz anschrauben, vordere Microspike (noch ungeschnitten) aufziehen, und nach wenigen Minuten wurde die Fahrt fortgesetzt.

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Hier zeigte sich zum einen, wie wartungsfreundlich der RT6 ist, zum anderen, wie praktisch die Schnellwechselräder sind. Leider hatte ich auch nun nach wenigen Minuten an der gleichen Stelle mit dem Wind zu kämpfen, wobei auch der Ersatzschwingenhalter den Dienst quittierte. Nach einem Griff kurzen Griff zum Smartphone waren die Alu-Halter von RDRP bestellt, so dass die Tests beim dritten Lauf des NRW-Offroad-Cups in Duisburg fortgesetzt werden konnten…

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Für die am Testtag sehr rutschige Lehmstrecke wurde natürlich wieder das butterweiche Kugeldifferential verbaut, weicheres Öl in die Dämpfer gekippt, weichere Federn an Vorder- und Hinterachse montiert und verschiedene andere Fahrwerksanpassungen vorgenommen. Mit dem „Wohnzimmer-Setup“ lag der Wagen auf Anhieb wie ein Brett, lediglich ein leichtes Untersteuern machte mit zu Beginn zu schaffen. Nachdem die oberen vorderen Querlenker im mittleren Loch befestigt wurden, lief der Wagen wie eine Eins, der 7,5er Motor war grundsätzlich gut zu bändigen, weshalb ich mich beim Training für den auf meinen 2WD-Buggy konzentrierte. Mit den Pro-Line Caliber bzw. The Edge war der RT6 stets hervorragend unter Kontrolle, solange ich nicht in den extrem tiefen Staub geriet oder zu übermütig wurde mit dem ich Reifen testete. Für den eigentlichen Renntag baute ich dennoch einen schwächeren Motor in den Truck ein, was ich aber im Nachhinein bereuen sollte.

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Nachdem ich auf Anraten von Kyosho-Fahrer Timo Fink die „unnötigen“ Schrauben aus den Chassisversteifungen entfernt hatte, war der Truck extrem gutmütig, ohne dabei an Lenkung zu verlieren und dadurch leicht schnell zu fahren. Immer wieder hörte ich lobende Worte über das schöne Fahrbild des Trucks, der in fähigeren Händen als den meinen sicherlich für einen Sieg gut gewesen wäre. Für den letzten Lauf baute ich dementsprechend wieder den 7,5er Motor ein, konnte die Leistung aufgrund eines zuerst zu lockeren Slippers, den ich kurz vor dem Lauf dann zu fest eingestellt hatte, dann aber nicht gut genug dosieren, um die Mehrleistung nutzbringend umzusetzen.

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Nach einigen Läufen versetzte der Wagen gelegentlich, ohne dass ich dafür eine Antwort parat gehabt hätte. Mit geschultem Blick konnte Timo das Problem schnell identifizieren: Die von mir verwendeten Avid-Federn an der Hinterachse hatten sich gesetzt, wodurch der Wagen hinten viel zu tief lag. Die Federn von Avid wurden in erster Linie für Associated-Fahrzeuge entwickelt, die bei Trucks und Buggys hinten die gleichen Federn verwenden. Dies hat sich in meinem konkreten Fall gerächt, da Kyosho – ähnlich wie TLR – bei den Trucks an der Hinterachse andere Wege beschreitet. Da mir die Preise für Kyoshos wirklich gute X-Gear-Federn allerdings ein wenig zu heftig erscheinen, werde ich bei Gelegenheit also einmal einen Blick auf das Sortiment von TLR werfen. Auf dem Troisdorfer Kunstrasen haben die Baukastenfedern bei den ersten Tests jedenfalls einen guten Eindruck hinterlassen, weswegen ich erst einmal nicht in Zugzwang gerate.

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Fazit: Von der durchwachsenen Anleitung und dem labilen originalen Querlenkerhalter abgesehen hat mich der Truck absolut überzeugt. Das wichtigste dabei: Er macht einen Heidenspaß! Materialqualität, Einstellbarkeit und Fahrverhalten sind erste Sahne, von den kleinen Mankos und dem großen Preis abgesehen bleiben also keine Wünsche offen. Jedem, der für gute Qualität auch tiefer in die Tasche greifen kann und will, sei der Kyosho Ultima RT6 hiermit ans Herz gelegt, und auch alle anderen sollten den Monstern eine Chance geben. Die Klasse macht Laune!

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Fotogalerie Kyosho Ultima RT6

Bezugsquelle: KYOSHO Deutschland GmbH, Nikolaus-Otto-Straße 4, 24568 Kaltenkirchen



10 Kommentare

  1. Sehr schöner Bericht.

    Mir sind die Schwingenhalter hinten sowohl beim RB6, RT6 als auch beim SC6 noch nie gebrochen, allerdings habe ich diese dann irgendwann trotzdem durch Alu Teile ersetzt (sicher ist sicher 😉 )

    Zur Karo:
    Die Karo vom Ultima ST (RS-35) passt auch 😉 auch beim Mittelmotor.

    • M. Schmidt am

      Beim Schwingenhalter war die Landung in beiden Fällen durch den Wind bedingt wirklich unglücklich, vielleicht war das einfach nur (zweimal) Pech. Zur Kyosho-Karo: Old School bitte nur an passenden Fahrzeugen! 😛

      • Besser als gar keine Karo 😉
        Aber ich denke, dass die Karo von JC auch meinen RT6 irgendwann zieren wird 😉