Als Mario Rossi Anno 2005 das Familienunternehmen Novarossi verließ, waren Brushless-Motoren im RC-Car-Bereich für die meisten noch argwöhnisch betrachtete Exoten. Auch während seiner Zeit bei GRP konzentrierte er sich weiterhin auf Produkte, für die seine Familie in der Szene weithin bekannt sind: erstklassige Nitromotoren für den Wettbewerbsbereich und das passende Zubehör. Ähnliches zeichnete sich nach Gründung der Firma Reds Racing vor einigen Jahren ab, und so war sicher nicht nur ich Anfang Sommer dieses Jahres erstaunt, den Namen der Familie Rossi mit sanft surrenden Elektromotoren in Verbindung gebracht zu sehen. Mit den Brushless-Motoren der Serie VX 540 bringen die Rossis also erstmals seltene Erden in Bewegung, und nicht wie gewohnt eine Kurbelwelle.
Als markentypisch muss die rote Endkappe erachtet werden, die ausgezeichnet mit dem gerippten, schwarzen Aluminiumgehäuse harmoniert. Für bessere Kühlung ist das leichtgewichtige, gefräste Gehäuse aus CNC-gefrästem 6061-T6-Aluminium mit großzügigen Lüftungsschlitzen versehen. Die Anschlüsse zu den Kabeln des Reglers sind als großzügig bemessene, versilberte Lötfahnen ausgeführt; der Sensoranschluss sitzt mittig an der hübschen roten Endkappe, die zur Einstellung von Timingwerten zwischen 0° und 50° verdreht werden kann. Eine hochreine Kupferwicklung verspricht beste Leitfähigkeit. Verfügbar sind Standardmotoren in den gängigen Windungen von 21,5 bis 10,5 Turns sowie Modified-Motoren von 3,5 bis 8,5 Turns, wobei als Zwischenschritt mit „gerader“ Wicklung lediglich ein 4,0 Turns-Motor erhältlich ist. Für beide Kategorien sind jeweils drei Rotoren mit unterschiedlichem Durchmesser im Programm, um die kleinen Triebwerke optimal auf die jeweilige Strecke abstimmen zu können. Ebenfalls zu haben sind diverse Ersatzteile, wie Schrauben, Sensorplatte, Kugellager usw.
Geliefert wird der Motor, der derzeit bei SK Speed für 89.- erhältlich ist, in einer seidenmatten, schwarzen Pappschachtel, auf der eine Abbildung des Motors prangt. Auf der Rückseite sind allgemeine Angabe zu finden, die Windungszahl des enthaltenen Motors ist einem Aufkleber auf der Seite zu entnehmen.
Apropos Aufkleber: Fünf REDS-Sticker mit passenden Maßen für RC-Cars im Maßstab 1:10 sind das erste, was man nach dem Öffnen der Schachtel sieht. Nachdem man die Sticker entnommen hat, fällt der Blick auf den Motor, der in festem Schaumstoff sicher verstaut ist. In einer Aussparung befindet sich desweiteren ein flaches Sensorkabel mit verhältnismäßig dicken Adern. Das 200 mm-lange Kabel macht einen sehr hochwertigen Eindruck und sollte ausreichend lang für die meisten Anwendungen sein.
Eine eher allgemein gehaltene Anleitung ist ganz unten in der Schachtel zu finden. In italienischer und englischer Sprache wird darüber informiert, dass die Motortemperatur 80 °C nicht überschreiten sollte. Eine Empfehlung zur Übersetzung wird nicht gegeben, hier wird an den kompetenten Händler vor Ort verwiesen. Beschrieben wird hingegen, wie man Änderungen am Timing vornimmt und welche Auswirkungen diese mit sich bringen. Sollte man jetzt die Stirn in Falten legen und sein Glück in der Anleitung der optisch recht ähnlichen Sonic Mach 2-Motoren von Reedy suchen, werden einem die Angaben dort recht vertraut vorkommen. Für eine konservative Startempfehlung für verschiedene Motoren kann man die Website von Novak Electronics konsultieren, oder aber in manchen Fällen auch einen Blick in die Bauanleitung seines Fahrzeugs werfen. In Anbetracht der Länge des Südrings des RCRT Duisburg e.V., auf dem der Testlauf stattfinden sollte, und der relativ niedrigen Außentemperaturen entschied ich mich für eine Untersetzung von 1:8,0, was im konkreten Fall durch das 80er Hauptzahnrad des VBC Racing Firebolt DM in Verbindung mit einem 26er Ritzel realisiert wurde.
Beim ersten Test im Wohnzimmer wurde deutlich, dass sich der Motor am Vampire Racing SR1 sehr fein regeln ließ, erwartungsgemäß aber stärker anschob als der zuvor verbaute Team Orion VST2 10,5er. Subjektiv erweckte der Motor den Eindruck, die Lücke zwischen meinem Vampire V2 7,5er und dem Orion zu füllen, und damit genau für den geplanten Einsatzzweck zu passen. Der 10,5er ließ sich im Frühjahr auf dem rutschigen Südring im Heckmotorbuggy gut beherrschen, ein wenig mehr Druck wäre damals allerdings schön gewesen. Während der Vampire 7,5er im RT6 schön zu fahren gewesen war, war er im B-Max2 MR zu viel des Guten gewesen; ich war gespannt, wie sich der Reds VX 540 8,5er im Mittelmotorbuggy schlagen würde. Die Wettervorhersage versprach für das NRW-Offroad-Masters ’14 ähnliche Bedingungen wie im Mai, als ich mir trotz des schlüpfrigen Untergrunds vor allem mehr Lenkung gewünscht hatte, um wenigstens in den Kurven Boden auf die Konkurrenz gut machen zu können.
An den Start ging ich mit dem VBC Racing Firebolt DM, einem Mittelmotorbuggy. Ich nutzte die Einstellbarkeit meines Reglers, des Vampire Racing SR1, nutzte die Strombegrenzung voll aus und setzte die Gaskurve ebenfalls auf die niedrigste Stufe. Was dann folgte, war einfach nur erstaunlich und sorgte bei den ersten Runden für ein breites Grinsen: Der Wagen zog wie am Schnürchen gezogen davon und schob dabei mächtig an. Schon beim Start konnte ich dadurch auch gegenüber den bei Weitem in der Überzahl befindlichen Heckmotorfahrzeugen jedesmal einige Plätz gut machen, die ich durch mein fahrerisches Unvermögen meist schon kurz darauf wieder verlor – wer hätte gedacht, dass sich Buggyreifen am Auto und Motorradreifen in der Erde so schlecht vertragen? Auf der langen Geraden vermisste ich nichts an Geschwindigkeit, und auch auf den Zwischengeraden hatte ich trotz der sanft eingestellten Beschleunigungskurve jederzeit ausreichend Leistung zur Verfügung. Die Wahl des 8,5er erwies sich dementsprechend als goldrichtig für mich, bessere Fahrer könnten mit entsprechender Reglereinstellung sicherlich auch eine oder zwei Wicklungen weniger in schnellere Rundenzeiten umsetzen.
Fazit
Die Reds Racing-Motoren der Serie VX 540 sind rundum empfehlenswert und mit der verbreiteteren Konkurrenz absolut auf Augenhöhe. Das ihnen die Verwandtschaft mit den Reedy Sonic540 Mach2-Motoren anzusehen ist, stellt in meinen Augen kein Problem dar, sondern untermauert den Qualitätsanspruch. Nicht zuletzt durch den Farbtupfer auf dem hinteren Lagerschild stellt der Reds Racing VX 540 ein Highlight in jedem Modellauto dar.
Bezugsquelle: SK-Speed, Rebhuhnweg 10, 89407 Dillingen