X-Factory Infinity Chassis für den Team Associated B5M im Test

1

X-Factory-Infinity-Chassis-Team-Associated-B5M-Test-5

Die kleine Firma X-Factory ist seit langem ein fester Bestandteil in der RC-Szene. Getreu nach dem Motto „Do the Math“ zählten Charles „Chazz“ und Paul Sinclair Ende 2004 die zwei und drei X der Team Losi Buggys XX-4 und XXX-4 zusammen und kreierten den X-5, der das hervorragende Fahrwerk des XX-4 mit der damals zeitgemäßen Konstruktion des für ebene Strecken gebauten, von vielen ungeliebten Nachfolgers verschmolz. Der nächste große Wurf gelang mit dem X-6, mit dem unter anderem Hupo Hönigl und Ellis Stafford zahlreiche Meistertitel erringen konnten. Der X-6 machte aus dem dominanten Buggy der letzten Dekade, dem Team Associated RC10B4, den ersten für den Wettkampf ersonnenen, serienproduzierten Mittelmotorbuggy. Anders als der jüngere Centro-Umbau war der X-6 nicht in erster Linie für Strecken mit extrem viel Griff gebaut, sondern sollte auch auf herkömmlichen Lehmstrecken funktionieren. Langsam aber sicher kommen immer mehr Fahrer von dem Glauben ab, dass auf rutschigem Untergrund nur ein Heckmotorbuggy funktionieren kann, was ohne Frage mit ein Verdienst der Familie Sinclair ist. Nicht umsonst lautet der aktuelle Slogan „We made mid-motor work!“ – Wir haben es geschafft, dass Mittelmotor-Autos funktionieren!

Um ehrgeizige, aber wirtschaftlich weniger attraktive Projekte wie den 4WD-Buggy X-7 weiterentwickeln zu können, wurde im Sommer 2014 die Produktreihe Infinity by X-Factory eingeführt, um mit der Herstellung von Tuningteilen für die Fahrzeuge anderer Hersteller ein weiteres Standbein zu schaffen. Mittlerweile sind Dämpferbrücken, Akkuhalter, Querlenkerversteifungen und eben das betrachtete Kohlefaserchassis erhältlich.

Schaut man sich die Entwicklung bei den 1/10er-Buggys an, so scheint sich vieles im Kreis zu drehen: Erlebten mit der Einführung des TLR 22 massive Aluplatten eine Renaissance, so gehen die Meinungen über deren Eignung oft auseinander. Einerseits bringen diese Leichtmetallplatten den Schwerpunkt weit nach unten, sind robust, lassen sich in Verbindung mit einer Frontplatte aus Kunststoff preisgünstig herstellen und sind durch entsprechende Ausfräsungen auch nicht zu verwindungssteif, um auf Lehmstrecken zu funktionieren, andererseits schlummert aber die Gefahr, dass sich die Platten dauerhaft verwinden und das Fahrverhalten beeinträchtigen, ohne dass der Fahrer die Ursache erkennen kann. Bei einem Kunststoff- oder Kohlefaserchassis besteht diese Gefahr nicht, wenn kaputt, dann kaputt.

Entsprechend dieser Philosophie hat X-Factory seit jeher nur Kunststoff- oder Kohlefaserchassis eingesetzt, wobei in letzter Zeit der Fokus ganz klar auf Carbon gelegt wird. Ähnlich wie Aluminium bietet dieses Material die Möglichkeit, die Flexibilität des Chassis durch strategisch gewählte Ausfräsungen zu beeinflussen. Wenn auch laut X-Factory ein mit dem Infinity-Chassis ausgerüsteter B5M nicht an das vollständig durchkonstruierte Gesamtpaket des X-6 Cubed herankommt, verspricht man sich durch das flexiblere Material deutlich mehr Griff auf rutschigen Untergründen.

X-Factory-Infinity-Chassis-Team-Associated-B5M-Test-1

Im Lieferumfang enthalten sind neben der Chassisplatte ein Tütchen mit Schrauben, Muttern und Metallhülsen, eine Verstrebung für den vorderen Teil des Chassis, zwei große und kleine Seitenteile, zwei X-Factory Infinity-Sticker und eine ausführliche Umbauanleitung in englischer Sprache. Hält man sich an die Anleitung, geht der Umbau äußerst unspektakulär vonstatten, denn alle Teile passen hervorragend. Hinweise zu den Auswirkungen der verschiedenen Einstellmöglichkeiten sucht man vergebens, als grober Anhaltspunkt sei jedoch erwähnt, dass man durch Lockern der hinteren Schrauben bzw. Weglassen oder Montieren der vorderen Querverstrebung weiter oben mehr Flexibilität und damit mehr Griff erreicht.

X-Factory-Infinity-Chassis-Team-Associated-B5M-Test-2

Am Ende der Anleitung wird auf eine Gewichtsersparnis von etwa 70 Gramm hingewiesen, was ich nicht überprüft habe. Im Renntrimm für die LRP-Offroad-Challenge pendelte sich mein Wagen mit der leichten Team Azarashi-Karosserie, Low-Profile-Servo, LRP Spin Super, Shorty-Akku, V2-Slipper und beiden schweren Querlenkerhaltern aus Messing an der Hinterachse bei 1512 Gramm ein, durchaus nicht zu verachten. Verwendet man darüber hinaus Titanschrauben, eine Aluminiumhauptwelle und das MIP Puck Drive-Differential, dürfte man die allgemeinen Gewichtsvorgaben mühelos unterschreiten können.

Da ich noch nie ein Gewichtsfanatiker war, war ich viel mehr auf die geringere Torsionssteifigkeit und das daraus resultierende Fahrverhalten auf rutschigen Strecken gespannt. Der noch im Umbau befindliche Südring würde ideale Voraussetzung für eine entsprechende Testfahrt bieten, und so ging es am 14. Mai zum RCRT Duisburg e.V., dem Ausrichter der diesjährigen LOC-DM. Für die Grundabstimmung orientierte ich mich an den Empfehlungen für rutschige Strecken aus dem Set-up Guide des australischen Team Associated-Fahrers Ray Munday, der eigens für den B5M entwickelt wurde. Da die australischen Strecken den europäischen mehr ähneln, als die gebügelten und bis ins Letzte behandelten US-Tracks, sollten die auf der anderen Seite des Planeten ausgearbeiteten Hinweise für unsere Breiten durchaus zu gebrauchen sein.

X-Factory-Infinity-Chassis-Team-Associated-B5M-Test-4

Entsprechend des Einsatzorts wurde der hintere Teil des Chassis zu Beginn so flexibel wie möglich gebaut. Um die Einstellschrauben auch bei gelockerten Muttern auf Spannung zu halten, legte ich an der Oberseite ein paar gebrauchte O-Ringe aus der Bastelkiste unter. Die Unterseite des Chassis wurde durch den bewährten Chassis Armor von epic1Designs gegen hinterlistige Steine geschützt. An der Chassisoberseite montierte ich mit doppelseitigem Klebeband ein paar Lexanwinkel mit Klettband als provisorische Karosseriehalter, um die verschiedenen im Laufe des Renntages eingesetzten Karosserien sicher befestigen zu können. Im hinteren Bereich des Carbonrahmens sind zwar Ösen zur Befestigung vorgesehen, diese passten aber leider nicht zu den vorhandenen Löchern meiner Karossen.

X-Factory-Infinity-Chassis-Team-Associated-B5M-Test-3

Die Strecke präsentierte sich objektiv gesehen von einer weniger schönen Seite. Da das Wetter nicht immer mitgespielt hatte, konnte das Team des RCRT Duisburg e.V. die umfangreichen Baumaßnahmen leider nicht rechtzeitig zum Rennen abschließen, und so war der Untergrund extrem uneben und mit einer Schicht aus Staub und Steinen überzogen. Dass die geplanten Sprünge noch fehlten, war für die Piloten der 2WD-Fahrzeuge das geringste Problem, wobei die Short-Course-Racer mit den in der LRP-Offroad-Challenge vorgeschriebenen Reifen noch stärker gebeutelt waren als die etwas stärker motorisierten Buggyfahrer, die mit den JConcepts Goosebumps in der grünen Mischung eine ordentliche Grundlage zur Verfügung hatten. Das spaßige Layout wusste jedoch zu überzeugen, und so überwog auf dem Fahrerstand die gute Laune – außer, ein Auto wurde wieder einmal von einem unsichtbaren Stein aufs Dach gelegt.

X-Factory-Infinity-Chassis-Team-Associated-B5M-Test-6
(© Foto: Anja Fuhrmann/Digital Flubber Collection)

Nachdem sich aus den verschiedenen ebenfalls an diesem Tag getesteten Karosserien die Team Azarashi Lepter als ideal herauskristallisiert hatte, ging es an die Feinabstimmung. Obwohl ich mit Absicht die gutmütigste Karosserie gewählt hatte, wollte ich ein wenig mehr Lenkung. Erfreulicherweise stimmten Theorie und Praxis überein und ich war nach Entfernen der vorderen kleinen Strebe unter den Akkuhalterpfosten ein gutes Stück näher am bestmöglichen Fahrverhalten. Ein testweise eingebauter Saddlepack musste wieder weichen, denn obwohl sich das Auto angenehmer anfühlte, waren die beiden Läufe insgesamt jeweils eine halbe Minute langsamer als die, die ich mit Shorty-Akku absolviert hatte.Nachdem Änderungen am Dämpferöl, am Ausfederweg und an den Federn weitere Verbesserungen gebracht hatten, stellte ich das Chassis hinten noch ein wenig steifer ein, und war angesichts der Streckenbedingungen mehr als zufrieden. Obwohl ich mich nicht als wirklich schnellen Fahrer bezeichnen würde, sprang am Ende des Tages ein zweiter Platz für mich heraus, wobei mit dem VBC Racing Firebolt DM auch vor mir ein Mittelmotorbuggy ins Ziel gegangen war.

Fazit

Mit dem Chassis aus der Infinity-Palette gibt X-Factory dem experimentierfreudigen B5M-Besitzer eine gelungene Tuningmöglichkeit an die Hand, um das Auto auch an sehr rutschige Strecken adaptieren zu können. Um das Optimum aus dem Chassis herauszuholen, dürften sicherlich einige Akkuladungen erforderlich sein, aber schon in relativ kurzer Zeit konnte ich das Fahrzeug spürbar an meine Bedürfnisse anpassen. Für Fahrer, die ihren Gasfinger nicht an die Fahreigenschaften eines Mittelmotorbuggys anpassen können, wird auch das hervorragend verarbeitete Kohlefaserchassis die Gesetze der Physik nicht aushebeln, alle anderen, die die Investition von knapp unter 100 Dollar nicht scheuen, sollten durchaus die eine oder andere Testfahrt riskieren.

Bezugsquelle: A Main Hobbies, USA